Verehrte Kasinoten, meine Damen und Herren!
Erlauben Sie mir bitte einige Gedanken zum Jahreswechsel!
Ein neues Jahr ist „ausgebrochen“ oder soll ich bei dem neutraleren „angebrochen“ bleiben? Aber angesichts dessen, was alles auf uns zukommt, hat die Analogie zu einem Vulkanausbruch schon etwas für sich. So steht der Alice Hoffmann als Hilde Becker durchs Fernsehen weithin bekannt eine andere Alice als Kandidatin gegenüber. Und während s’Hilde schon beim Gang zum Redepult im Bundestag für Heiterkeit sorgen würde, falls ihr Listenplatz 4 auf der Landesliste des BSW überhaupt für ein Mandat ausreicht und Sara Wagenknecht sie in dem Fall von der Leine lassen würde, muss man Alice Weidel schon ein Stück ernster nehmen.
Mit ihrer Botschaft, Hitler sei ein Kommunist gewesen und insofern sei die bürgerliche AfD etwas ganz anderes als die NSDAP, übertrifft sie sogar den Historiker Björn Höcke. Nicht von ungefähr geht die Befürchtung um, dass der Bundespräsident (wer immer das dann sein mag) sie 2029 mit der Regierungsbildung beauftragt. Das österreichische Beispiel muss eine Mahnung sein. Aber ich fürchte, einige Politiker haben das entweder nicht verstanden oder ziehen die falschen Schlüsse daraus. Die Journalistin Ruth Andreas Friedrich hat 1985 zu 40 Jahre Kriegsende einen Satz formuliert, den ich mir eingeprägt habe: „Österreich hat uns den Führer geschenkt, in Bayern hat die Bewegung ihren Aufschwung genommen und in Preußen ihr bitteres Ende. Spiegelbildlich wird 1947 Preußen zerschlagen, in Bayern war alles gar nicht so schlimm und Österreich bekommt Reparationen.“ Nun, so schlimm wird es nicht kommen, wie die Journalistin 40 Jahre nach dem 2. Weltkrieg satirisch resümiert hat. Dennoch, auch dass sich Donald Trump und Wladimir Putin die Welt aufteilen, wäre eine Vision, die sich aus Trumps Anspruch auf Grönland, Panama und sogar Kanada bei gleichzeitiger unerfüllbarer Forderung nach drastischer Erhöhung der Verteidigungsausgaben speist. Ich weiß nicht, wie Sie es sehen, aber mir macht es Angst. Aus der Geschichte lernen?
Ich habe in meiner Einladung 4 Gedenktermine oder Jubiläen aufgezählt, die an Ereignisse vor 1700, vor 500, vor 150 und vor 80 Jahren erinnern. Die 80 Jahre betreffen das Ende des 2. Weltkriegs und eben die Frage: „Aus der Geschichte lernen? Haben wir das oder können wir das?“ Beantworten kann ich sie nur mit der Weisheit: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Drei von 4 Gedenktagen, die ich in der Einladung genannt habe, betreffen Streit und Krieg. So fand die letzte große Schlacht des sogenannten Bauernkrieges vor 500 Jahren in Pfeddersheim statt. Und während Lokalhistoriker sich über den genauen Ort der Schlacht vom Juni 1525 streiten, die noch heute sogenannte Bluthohl am Ortsausgang, wo auch der Gedenkstein aufgestellt ist, sei es nicht gewesen, bieten 3 umfangreiche Publikationen die Gesamtschau des Ereignisses. Die Pfeddersheimer machen aus dem Gedenken – wie in der WZ vom 7. Januar zu lesen war, eine Art Volksfest. Ich sehe im Geiste schon halb Pfeddersheim in vermeintlich mittelalterlichen Klamotten herumlaufen. Darüber darf man die traurige Wirklichkeit aber nicht vergessen, die wie jeder Krieg eine Mahnung zum Frieden sein sollte. Das Bauernheer von 7000-8000 Mann, verstärkt durch 2300 weitere Kämpfer, die zu den Aufständischen übergelaufen waren, waren dem Fürstenheer zahlenmäßig deutlich überlegen. Aber die Bewaffnung, sowohl die Artillerie als auch die Reiterei trugen zur endgültigen Liquidierung der Bauernhaufen bei. 4000 Bauern fielen in der Schlacht. Es folgte ein beispielloses Massaker als Strafgericht. Auch Pfeddersheimer Bürger, die die Bauern in die Stadt gelassen hatten, wurden zusammen mit etwa 1000 Menschen hingerichtet. Die Erinnerung an den Bauernkrieg wird das kulturelle Leben der Stadt mit einer Fülle von Veranstaltungen bereichern. Aufgrund des zeitgenössischen Bildes vom Schlachtgetümmel auf unserer Einladung hatte ich die Anfrage von Dr. David Maier, ob wir auch etwas planen zum Thema Bauernkrieg. Wenn sie wollen, referiere ich gerne darüber, etwa im literarischen Zirkel. Mit Fachleuten wie Thomas Kaufmann, Lydal Roper oder Gerd Schwerhoff kann ich mich allerdings nicht messen. Der Kampf der Bauern gegen die Leibeigenschaft, für die Freiheit hat als frühe Revolution viele zu Stellungnahmen angeregt, von Luther bis Friedrich Engels, hat in der DDR ideologische Verwertung gefunden und die Sicht auf die Reformation geprägt bei gleichzeitiger Abwertung Luthers mit seiner Schrift „Wider die Mordischen und Räubischen Rotten der Bawren“ und Überhöhung Thomas Müntzers als Vorläufer der kommunistischen Oktoberrevolution. Geschichtsbetrachtung bleibt immer subjektiv einschließlich ihres Lerneffekts für das eigene Geschichtsbild.
Das komplizierteste Jubiläum, das ich aufgeführt habe, ist sicher mit der Zahl 1700 benannt. So alt ist das älteste christliche Glaubensbekenntnis, das von Nicäa aus dem Jahre 325, ergänzt 381 in Konstantinopel, daher nicäno - konstantinopolitanum genannt. Auf eine Einigung im Streit um die Natur Christi im Verhältnis zu Gott hatte nicht zuletzt Kaiser Konstantin bestanden auf dem Weg des Christentums zur Staatsreligion. Es ist ein Bekenntnis, das in der ganzen Christenheit anerkannt und gebräuchlich ist im Gegensatz zu dem uns vertrauteren, aber jüngeren Apostolischen Glaubensbekenntnis. Auswendig kann es im Gegensatz zu letzterem fast niemand, verstehen können es auch eher die Fachleute, an hohen Feiertagen lesen wir es manchmal laut aus dem Gesangbuch. Entstanden ist es in einer Zeit, als die Sammlung der 27 neutestamentlichen Schriften noch nicht allgemein verbindlich war, und spiegelt das Ringen um die im NT nur an wenigen Stellen angedeutete Trinität, die Dreifaltigkeit des dreieinigen Gottes, Juden und Muslimen kaum verständlich zu machen. Was man im NT nicht begrifflich vorfindet, durchdenkt man mit der antiken Philosophie, und das sollte nach Nicäa noch Jahrhunderte dauern. Wie ist das Verhältnis der 3 Entfaltungen Gottes zueinander, wie kann ich verständlich machen, dass es keine hierarchische Abstufung zwischen den Dreien gibt? Zwischen Gottvater und dem Sohn tut es das, in dem es über den Sohn formuliert: „Gezeugt und nicht geschaffen (wie etwa Adam)“ Aber was macht man mit dem Heiligen Geist? Gezeugt kann er nicht sein, also formuliert man: „Der aus dem Vater hervorgeht!“ Aber die Spekulation über dieses Detail geht weiter bis ins Mittelalter.
Den westlichen Theologen genügt das nicht. Um den Heiligen Geist in die Einheit von Vater und Sohn hineinzunehmen, fügt man in den ursprünglich griechischen Text ein lateinisches „filioque“ ein, so dass der Heilige Geist aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht. Und so steht es in unseren Gesangbüchern, katholisch wie evangelisch, der Osten aber sieht darin eine Abwertung des Heiligen Geistes und bleibt bei der älteren Formulierung. Nun ist die Neujahrsansprache in der Kasinogesellschaft kein Ort für ein dogmengeschichtliches Seminar, warum also diese Erläuterung: Nun, es ist ein gutes Beispiel dafür, dass 2 das gleiche wollen, sich aber um die Ausdrucksform ihrer Absicht heillos zerstreiten, was letztlich 1054 neben Rangstreitigkeiten zwischen den Bischöfen von Konstantinopel und Rom und denen zwischen West- und Ostrom zur bis heute bestehenden Kirchenspaltung führt. Das dogmatische Problem ist bis heute nicht gelöst, und der Versuch zum ursprünglichen Text zurückzufinden, ist erst nach 1000 Jahren gerade mal auf dem Weg.
Ein Beispiel für einen folgenreichen Streit um den berühmten Kaisers Bart, in den Augen der meisten Menschen eine Nichtigkeit, für die jedes Verständnis fehlt. Das letzte Jubiläum, das ich in der Einladung in die anderen hineinverpackt habe, hat wohl die meisten Rätsel aufgegeben. Es hat nichts mit dem amerikanischen Bürgerkrieg zu tun, wie jemand vermutete, sondern fällt aus den „Kriegsgedenktagen“ erfreulich heraus. Es ist der 150. Geburtstag eines berühmten Theologieprofessors, dessen 1906 erschienene zweibändige Geschichte der Leben Jesu-Forschung noch heute lesenswert ist und auch meinen Bücherschrank ziert, der ein begnadeter Organist war und in französischer und deutscher Sprache 2 Monographien über Johann Sebastian Bach geschrieben hat, in denen er musikgeschichtlich bahnbrechende Vergleiche zwischen Bach, Beethoven und Wagner zieht. Doch als Konsequenz seines Forschens in der Theologie schließt er ein Medizinstudium an und wirkt in Lambarene in Afrika als Urwaldarzt: Albert Schweitzer. Mit Erich Kästner könnte man sagen: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ Theologische und philosophische Reflexion auf höchstem Niveau führten Schweitzer zu seiner höchsten, auch in vielen Anekdoten dokumentierten ethischen Maxime, der unbedingten Ehrfurcht vor dem Leben, die er auch praktisch in die Tat umsetzen wollte. Dem diente letztlich auch seine Werbung für die Deutsche Friedensunion (DfU), wobei wir ihm heute nachsehen, dass er als alter Mann kurz vor seinem Tod auf Wahlplakaten zu sehen war, die letztlich von der DDR finanziert wurden und im Westen destabilisierend wirken sollten. Es sollte uns aber zu denken geben, dass ein so toller Mann wie Gerhard Trabert, den wir auch schon zu Gast hatten, für die Linkspartei kandidiert.
Noch einmal Kästner:
„Den unlösbaren Knoten zu zersäbeln
gehörte zu dem Pensum Alexanders,
doch wer war es, der den Knoten knüpfte,
den kennt kein Mensch,
doch sicher war es jemand anders!
Solche Anderen waren oder sind Schweitzer und Trabert sicher.
Soweit ein Ausblick auf 4 Ereignisse, derer wir 2025 gedenken. Was wir daraus lernen können, überlasse ich Ihnen.
Sicher wird uns das eine oder andere auch in der Kasinogesellschaft beschäftigen. Das Programm kommt diesmal etwas später als sonst.
Im neuen Jahr hat sich jeder viel vorgenommen, was er alles besser machen will als im letzten. Heute ist der 12.1. Vielleicht ist der eine oder andere Vorsatz auch schon aufgegeben. Vielleicht ist auch ein Wettbewerb ausgebrochen zwischen Freunden, Mitgliedern eines Vereins oder einer Gesellschaft, auch der unseren. Hat letztes Jahr einer das Rennquintett bestellt, bestelle ich die Berliner Philharmoniker. Bevor ich dazu ins Detail gehe, zitiere ich ein Gedicht von Robert Gernhardt:
Immer einer behender als du
Du kriechst
Er geht
Du gehst
Er läuft
Du läufst
Er fliegt:
Einer immer noch behender.
Einer immer begabter als du
Du liest
Er lernt
Du lernst
Er forscht
Du forschst
Er findet:
Einer immer noch begabter.
Immer einer berühmter als du
Du stehst in der Zeitung
Er steht im Lexikon
Du stehst im Lexikon
Er steht in den Annalen
Du stehst in den Annalen
Er steht auf dem Sockel:
Einer immer noch berühmter.
Immer einer betuchter als du
Du wirst besprochen
er wird gelesen
Du wirst gelesen
Er wird verschlungen
Du wirst geschätzt
Er wird gekauft:
Einer immer noch betuchter.
Immer einer beliebter als du
Du wirst gelobt
er wird geliebt
Du wirst geehrt
Er wird verehrt
Dir liegt man zu Füßen
Ihn trägt man auf Händen:
Einer immer noch beliebter.
Immer einer besser als du
Du kränkelst
Er liegt danieder
Du stirbst
Er verscheidet
Du bist gerichtet
Er ist gerettet:
Einer immer noch besser
Immer
Immer
Immer.
(Quelle: https://mopsenplops.blogspot.com/2011/10/immer-ein-gedicht-von-robert-gernhardt.html)
Was sich hinter der Folge der ständigen Ergänzungen „immer, immer, immer… verbirgt, bleibt offen, aber Hans Christian Andersens Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ zeigt auch deutliche Grenzen auf.
Sicher fühlt sich der eine oder andere angesprochen, ich jedenfalls freue mich über unsere Begegnungen im neuen Jahr, einem Jahr, in dem weder Donald Trump Panama, Grönland und Kanada erobert, noch Wladimir Putin die Ukraine, Georgien und das Baltikum… Lieber die Schweitzers und Traberts, die Knoten knüpfen statt sie zu zerhauen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt!
In diesem Sinne ein gutes Neues Jahr!
UOe

Dr. Ulrich Oelschläger
Neujahrsansprache Dr. Ulrich Oelschläger
Dr. Ulrich Oelschläger
Verehrte Kasinoten, meine Damen und Herren!
Erlauben Sie mir bitte einige Gedanken zum Jahreswechsel!
Ein neues Jahr ist „ausgebrochen“ oder soll ich bei dem neutraleren „angebrochen“ bleiben? Aber angesichts dessen, was alles auf uns zukommt, hat die Analogie zu einem Vulkanausbruch schon etwas für sich. So steht der Alice Hoffmann als Hilde Becker durchs Fernsehen weithin bekannt eine andere Alice als Kandidatin gegenüber. Und während s’Hilde schon beim Gang zum Redepult im Bundestag für Heiterkeit sorgen würde, falls ihr Listenplatz 4 auf der Landesliste des BSW überhaupt für ein Mandat ausreicht und Sara Wagenknecht sie in dem Fall von der Leine lassen würde, muss man Alice Weidel schon ein Stück ernster nehmen.
Mit ihrer Botschaft, Hitler sei ein Kommunist gewesen und insofern sei die bürgerliche AfD etwas ganz anderes als die NSDAP, übertrifft sie sogar den Historiker Björn Höcke. Nicht von ungefähr geht die Befürchtung um, dass der Bundespräsident (wer immer das dann sein mag) sie 2029 mit der Regierungsbildung beauftragt. Das österreichische Beispiel muss eine Mahnung sein. Aber ich fürchte, einige Politiker haben das entweder nicht verstanden oder ziehen die falschen Schlüsse daraus. Die Journalistin Ruth Andreas Friedrich hat 1985 zu 40 Jahre Kriegsende einen Satz formuliert, den ich mir eingeprägt habe: „Österreich hat uns den Führer geschenkt, in Bayern hat die Bewegung ihren Aufschwung genommen und in Preußen ihr bitteres Ende. Spiegelbildlich wird 1947 Preußen zerschlagen, in Bayern war alles gar nicht so schlimm und Österreich bekommt Reparationen.“ Nun, so schlimm wird es nicht kommen, wie die Journalistin 40 Jahre nach dem 2. Weltkrieg satirisch resümiert hat. Dennoch, auch dass sich Donald Trump und Wladimir Putin die Welt aufteilen, wäre eine Vision, die sich aus Trumps Anspruch auf Grönland, Panama und sogar Kanada bei gleichzeitiger unerfüllbarer Forderung nach drastischer Erhöhung der Verteidigungsausgaben speist. Ich weiß nicht, wie Sie es sehen, aber mir macht es Angst. Aus der Geschichte lernen?
Ich habe in meiner Einladung 4 Gedenktermine oder Jubiläen aufgezählt, die an Ereignisse vor 1700, vor 500, vor 150 und vor 80 Jahren erinnern. Die 80 Jahre betreffen das Ende des 2. Weltkriegs und eben die Frage: „Aus der Geschichte lernen? Haben wir das oder können wir das?“ Beantworten kann ich sie nur mit der Weisheit: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Drei von 4 Gedenktagen, die ich in der Einladung genannt habe, betreffen Streit und Krieg. So fand die letzte große Schlacht des sogenannten Bauernkrieges vor 500 Jahren in Pfeddersheim statt. Und während Lokalhistoriker sich über den genauen Ort der Schlacht vom Juni 1525 streiten, die noch heute sogenannte Bluthohl am Ortsausgang, wo auch der Gedenkstein aufgestellt ist, sei es nicht gewesen, bieten 3 umfangreiche Publikationen die Gesamtschau des Ereignisses. Die Pfeddersheimer machen aus dem Gedenken – wie in der WZ vom 7. Januar zu lesen war, eine Art Volksfest. Ich sehe im Geiste schon halb Pfeddersheim in vermeintlich mittelalterlichen Klamotten herumlaufen. Darüber darf man die traurige Wirklichkeit aber nicht vergessen, die wie jeder Krieg eine Mahnung zum Frieden sein sollte. Das Bauernheer von 7000-8000 Mann, verstärkt durch 2300 weitere Kämpfer, die zu den Aufständischen übergelaufen waren, waren dem Fürstenheer zahlenmäßig deutlich überlegen. Aber die Bewaffnung, sowohl die Artillerie als auch die Reiterei trugen zur endgültigen Liquidierung der Bauernhaufen bei. 4000 Bauern fielen in der Schlacht. Es folgte ein beispielloses Massaker als Strafgericht. Auch Pfeddersheimer Bürger, die die Bauern in die Stadt gelassen hatten, wurden zusammen mit etwa 1000 Menschen hingerichtet. Die Erinnerung an den Bauernkrieg wird das kulturelle Leben der Stadt mit einer Fülle von Veranstaltungen bereichern. Aufgrund des zeitgenössischen Bildes vom Schlachtgetümmel auf unserer Einladung hatte ich die Anfrage von Dr. David Maier, ob wir auch etwas planen zum Thema Bauernkrieg. Wenn sie wollen, referiere ich gerne darüber, etwa im literarischen Zirkel. Mit Fachleuten wie Thomas Kaufmann, Lydal Roper oder Gerd Schwerhoff kann ich mich allerdings nicht messen. Der Kampf der Bauern gegen die Leibeigenschaft, für die Freiheit hat als frühe Revolution viele zu Stellungnahmen angeregt, von Luther bis Friedrich Engels, hat in der DDR ideologische Verwertung gefunden und die Sicht auf die Reformation geprägt bei gleichzeitiger Abwertung Luthers mit seiner Schrift „Wider die Mordischen und Räubischen Rotten der Bawren“ und Überhöhung Thomas Müntzers als Vorläufer der kommunistischen Oktoberrevolution. Geschichtsbetrachtung bleibt immer subjektiv einschließlich ihres Lerneffekts für das eigene Geschichtsbild.
Das komplizierteste Jubiläum, das ich aufgeführt habe, ist sicher mit der Zahl 1700 benannt. So alt ist das älteste christliche Glaubensbekenntnis, das von Nicäa aus dem Jahre 325, ergänzt 381 in Konstantinopel, daher nicäno - konstantinopolitanum genannt. Auf eine Einigung im Streit um die Natur Christi im Verhältnis zu Gott hatte nicht zuletzt Kaiser Konstantin bestanden auf dem Weg des Christentums zur Staatsreligion. Es ist ein Bekenntnis, das in der ganzen Christenheit anerkannt und gebräuchlich ist im Gegensatz zu dem uns vertrauteren, aber jüngeren Apostolischen Glaubensbekenntnis. Auswendig kann es im Gegensatz zu letzterem fast niemand, verstehen können es auch eher die Fachleute, an hohen Feiertagen lesen wir es manchmal laut aus dem Gesangbuch. Entstanden ist es in einer Zeit, als die Sammlung der 27 neutestamentlichen Schriften noch nicht allgemein verbindlich war, und spiegelt das Ringen um die im NT nur an wenigen Stellen angedeutete Trinität, die Dreifaltigkeit des dreieinigen Gottes, Juden und Muslimen kaum verständlich zu machen. Was man im NT nicht begrifflich vorfindet, durchdenkt man mit der antiken Philosophie, und das sollte nach Nicäa noch Jahrhunderte dauern. Wie ist das Verhältnis der 3 Entfaltungen Gottes zueinander, wie kann ich verständlich machen, dass es keine hierarchische Abstufung zwischen den Dreien gibt? Zwischen Gottvater und dem Sohn tut es das, in dem es über den Sohn formuliert: „Gezeugt und nicht geschaffen (wie etwa Adam)“ Aber was macht man mit dem Heiligen Geist? Gezeugt kann er nicht sein, also formuliert man: „Der aus dem Vater hervorgeht!“ Aber die Spekulation über dieses Detail geht weiter bis ins Mittelalter.
Den westlichen Theologen genügt das nicht. Um den Heiligen Geist in die Einheit von Vater und Sohn hineinzunehmen, fügt man in den ursprünglich griechischen Text ein lateinisches „filioque“ ein, so dass der Heilige Geist aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht. Und so steht es in unseren Gesangbüchern, katholisch wie evangelisch, der Osten aber sieht darin eine Abwertung des Heiligen Geistes und bleibt bei der älteren Formulierung. Nun ist die Neujahrsansprache in der Kasinogesellschaft kein Ort für ein dogmengeschichtliches Seminar, warum also diese Erläuterung: Nun, es ist ein gutes Beispiel dafür, dass 2 das gleiche wollen, sich aber um die Ausdrucksform ihrer Absicht heillos zerstreiten, was letztlich 1054 neben Rangstreitigkeiten zwischen den Bischöfen von Konstantinopel und Rom und denen zwischen West- und Ostrom zur bis heute bestehenden Kirchenspaltung führt. Das dogmatische Problem ist bis heute nicht gelöst, und der Versuch zum ursprünglichen Text zurückzufinden, ist erst nach 1000 Jahren gerade mal auf dem Weg.
Ein Beispiel für einen folgenreichen Streit um den berühmten Kaisers Bart, in den Augen der meisten Menschen eine Nichtigkeit, für die jedes Verständnis fehlt. Das letzte Jubiläum, das ich in der Einladung in die anderen hineinverpackt habe, hat wohl die meisten Rätsel aufgegeben. Es hat nichts mit dem amerikanischen Bürgerkrieg zu tun, wie jemand vermutete, sondern fällt aus den „Kriegsgedenktagen“ erfreulich heraus. Es ist der 150. Geburtstag eines berühmten Theologieprofessors, dessen 1906 erschienene zweibändige Geschichte der Leben Jesu-Forschung noch heute lesenswert ist und auch meinen Bücherschrank ziert, der ein begnadeter Organist war und in französischer und deutscher Sprache 2 Monographien über Johann Sebastian Bach geschrieben hat, in denen er musikgeschichtlich bahnbrechende Vergleiche zwischen Bach, Beethoven und Wagner zieht. Doch als Konsequenz seines Forschens in der Theologie schließt er ein Medizinstudium an und wirkt in Lambarene in Afrika als Urwaldarzt: Albert Schweitzer. Mit Erich Kästner könnte man sagen: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ Theologische und philosophische Reflexion auf höchstem Niveau führten Schweitzer zu seiner höchsten, auch in vielen Anekdoten dokumentierten ethischen Maxime, der unbedingten Ehrfurcht vor dem Leben, die er auch praktisch in die Tat umsetzen wollte. Dem diente letztlich auch seine Werbung für die Deutsche Friedensunion (DfU), wobei wir ihm heute nachsehen, dass er als alter Mann kurz vor seinem Tod auf Wahlplakaten zu sehen war, die letztlich von der DDR finanziert wurden und im Westen destabilisierend wirken sollten. Es sollte uns aber zu denken geben, dass ein so toller Mann wie Gerhard Trabert, den wir auch schon zu Gast hatten, für die Linkspartei kandidiert.
Noch einmal Kästner:
„Den unlösbaren Knoten zu zersäbeln
gehörte zu dem Pensum Alexanders,
doch wer war es, der den Knoten knüpfte,
den kennt kein Mensch,
doch sicher war es jemand anders!
Solche Anderen waren oder sind Schweitzer und Trabert sicher.
Soweit ein Ausblick auf 4 Ereignisse, derer wir 2025 gedenken. Was wir daraus lernen können, überlasse ich Ihnen.
Sicher wird uns das eine oder andere auch in der Kasinogesellschaft beschäftigen. Das Programm kommt diesmal etwas später als sonst.
Im neuen Jahr hat sich jeder viel vorgenommen, was er alles besser machen will als im letzten. Heute ist der 12.1. Vielleicht ist der eine oder andere Vorsatz auch schon aufgegeben. Vielleicht ist auch ein Wettbewerb ausgebrochen zwischen Freunden, Mitgliedern eines Vereins oder einer Gesellschaft, auch der unseren. Hat letztes Jahr einer das Rennquintett bestellt, bestelle ich die Berliner Philharmoniker. Bevor ich dazu ins Detail gehe, zitiere ich ein Gedicht von Robert Gernhardt:
Immer einer behender als du
Du kriechst
Er geht
Du gehst
Er läuft
Du läufst
Er fliegt:
Einer immer noch behender.
Einer immer begabter als du
Du liest
Er lernt
Du lernst
Er forscht
Du forschst
Er findet:
Einer immer noch begabter.
Immer einer berühmter als du
Du stehst in der Zeitung
Er steht im Lexikon
Du stehst im Lexikon
Er steht in den Annalen
Du stehst in den Annalen
Er steht auf dem Sockel:
Einer immer noch berühmter.
Immer einer betuchter als du
Du wirst besprochen
er wird gelesen
Du wirst gelesen
Er wird verschlungen
Du wirst geschätzt
Er wird gekauft:
Einer immer noch betuchter.
Immer einer beliebter als du
Du wirst gelobt
er wird geliebt
Du wirst geehrt
Er wird verehrt
Dir liegt man zu Füßen
Ihn trägt man auf Händen:
Einer immer noch beliebter.
Immer einer besser als du
Du kränkelst
Er liegt danieder
Du stirbst
Er verscheidet
Du bist gerichtet
Er ist gerettet:
Einer immer noch besser
Immer
Immer
Immer.
(Quelle: https://mopsenplops.blogspot.com/2011/10/immer-ein-gedicht-von-robert-gernhardt.html)
Was sich hinter der Folge der ständigen Ergänzungen „immer, immer, immer… verbirgt, bleibt offen, aber Hans Christian Andersens Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ zeigt auch deutliche Grenzen auf.
Sicher fühlt sich der eine oder andere angesprochen, ich jedenfalls freue mich über unsere Begegnungen im neuen Jahr, einem Jahr, in dem weder Donald Trump Panama, Grönland und Kanada erobert, noch Wladimir Putin die Ukraine, Georgien und das Baltikum… Lieber die Schweitzers und Traberts, die Knoten knüpfen statt sie zu zerhauen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt!
In diesem Sinne ein gutes Neues Jahr!
UOe
Neujahrsansprache Dr. Ulrich Oelschläger
Das neue Signet


Um dem Verein einen modernen und zeitgemäßen Auftritt zu ermöglichen, wurde das Signet von Grund auf erneuert. Es wurde ein Weg von alter Illustration hin zu einer reduzierten und plakativen Bildsprache eingeschlagen, der sich auf die Grundelemente Jahreszahl und prägnante Formen konzentriert.
„1783“ ist ein beachtenswertes Gründungszahl und wird in diesem Design durch die stilisierten Seiten, gleich einem aufgeschlagenem Buch, theaterhaft inszeniert. In Kombination mit frischen Farben, die für die 3 Themenbereiche Liertaur, Kunst und Geselligkeit stehen, sowie moderner Gestaltung entsteht so eine Optik, die sich gut einprägt und abhebt.
Farbversion
Graustufenversion


Version mit Text für Querformate
Version mit Text für Hochformate
Das Bauernheer von 7000-8000 Mann, verstärkt durch 2300 weitere Kämpfer, die zu den Aufständischen übergelaufen waren, waren dem Fürstenheer zahlenmäßig deutlich überlegen. Aber die Bewaffnung, sowohl die Artillerie als auch die Reiterei trugen zur endgültigen Liquidierung der Bauernhaufen bei. 4000 Bauern fielen in der Schlacht. Es folgte ein beispielloses Massaker als Strafgericht. Auch Pfeddersheimer Bürger, die die Bauern in die Stadt gelassen hatten, wurden zusammen mit etwa 1000 Menschen hingerichtet. Die Erinnerung an den Bauernkrieg wird das kulturelle Leben der Stadt mit einer Fülle von Veranstaltungen bereichern. Aufgrund des zeitgenössischen Bildes vom Schlachtgetümmel auf unserer Einladung hatte ich die Anfrage von Dr. David Maier, ob wir auch etwas planen zum Thema Bauernkrieg. Wenn sie wollen, referiere ich gerne darüber, etwa im literarischen Zirkel. Mit Fachleuten wie Thomas Kaufmann, Lydal Roper oder Gerd Schwerhoff kann ich mich allerdings nicht messen. Der Kampf der Bauern gegen die Leibeigenschaft, für die Freiheit hat als frühe Revolution viele zu Stellungnahmen angeregt, von Luther bis Friedrich Engels, hat in der DDR ideologische Verwertung gefunden und die Sicht auf die Reformation geprägt bei gleichzeitiger Abwertung Luthers mit seiner Schrift „Wider die Mordischen und Räubischen Rotten der Bawren“ und Überhöhung Thomas Müntzers als Vorläufer der kommunistischen Oktoberrevolution. Geschichtsbetrachtung bleibt immer subjektiv einschließlich ihres Lerneffekts für das eigene Geschichtsbild.
Das komplizierteste Jubiläum, das ich aufgeführt habe, ist sicher mit der Zahl 1700 benannt. So alt ist das älteste christliche Glaubensbekenntnis, das von Nicäa aus dem Jahre 325, ergänzt 381 in Konstantinopel, daher nicäno - konstantinopolitanum genannt. Auf eine Einigung im Streit um die Natur Christi im Verhältnis zu Gott hatte nicht zuletzt Kaiser Konstantin bestanden auf dem Weg des Christentums zur Staatsreligion. Es ist ein Bekenntnis, das in der ganzen Christenheit anerkannt und gebräuchlich ist im Gegensatz zu dem uns vertrauteren, aber jüngeren Apostolischen Glaubensbekenntnis. Auswendig kann es im Gegensatz zu letzterem fast niemand, verstehen können es auch eher die Fachleute, an hohen Feiertagen lesen wir es manchmal laut aus dem Gesangbuch. Entstanden ist es in einer Zeit, als die Sammlung der 27 neutestamentlichen Schriften noch nicht allgemein verbindlich war, und spiegelt das Ringen um die im NT nur an wenigen Stellen angedeutete Trinität, die Dreifaltigkeit des dreieinigen Gottes, Juden und Muslimen kaum verständlich zu machen. Was man im NT nicht begrifflich vorfindet, durchdenkt man mit der antiken Philosophie, und das sollte nach Nicäa noch Jahrhunderte dauern. Wie ist das Verhältnis der 3 Entfaltungen Gottes zueinander, wie kann ich verständlich machen, dass es keine hierarchische Abstufung zwischen den Dreien gibt? Zwischen Gottvater und dem Sohn tut es das, in dem es über den Sohn formuliert: „Gezeugt und nicht geschaffen (wie etwa Adam)“ Aber was macht man mit dem Heiligen Geist? Gezeugt kann er nicht sein, also formuliert man: „Der aus dem Vater hervorgeht!“ Aber die Spekulation über dieses Detail geht weiter bis ins Mittelalter.
Den westlichen Theologen genügt das nicht. Um den Heiligen Geist in die Einheit von Vater und Sohn hineinzunehmen, fügt man in den ursprünglich griechischen Text ein lateinisches „filioque“ ein, so dass der Heilige Geist aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht. Und so steht es in unseren Gesangbüchern, katholisch wie evangelisch, der Osten aber sieht darin eine Abwertung des Heiligen Geistes und bleibt bei der älteren Formulierung. Nun ist die Neujahrsansprache in der Kasinogesellschaft kein Ort für ein dogmengeschichtliches Seminar, warum also diese Erläuterung: Nun, es ist ein gutes Beispiel dafür, dass 2 das gleiche wollen, sich aber um die Ausdrucksform ihrer Absicht heillos zerstreiten, was letztlich 1054 neben Rangstreitigkeiten zwischen den Bischöfen von Konstantinopel und Rom und denen zwischen West- und Ostrom zur bis heute bestehenden Kirchenspaltung führt. Das dogmatische Problem ist bis heute nicht gelöst, und der Versuch zum ursprünglichen Text zurückzufinden, ist erst nach 1000 Jahren gerade mal auf dem Weg.
Ein Beispiel für einen folgenreichen Streit um den berühmten Kaisers Bart, in den Augen der meisten Menschen eine Nichtigkeit, für die jedes Verständnis fehlt. Das letzte Jubiläum, das ich in der Einladung in die anderen hineinverpackt habe, hat wohl die meisten Rätsel aufgegeben. Es hat nichts mit dem amerikanischen Bürgerkrieg zu tun, wie jemand vermutete, sondern fällt aus den „Kriegsgedenktagen“ erfreulich heraus. Es ist der 150. Geburtstag eines berühmten Theologieprofessors, dessen 1906 erschienene zweibändige Geschichte der Leben Jesu-Forschung noch heute lesenswert ist und auch meinen Bücherschrank ziert, der ein begnadeter Organist war und in französischer und deutscher Sprache 2 Monographien über Johann Sebastian Bach geschrieben hat, in denen er musikgeschichtlich bahnbrechende Vergleiche zwischen Bach, Beethoven und Wagner zieht. Doch als Konsequenz seines Forschens in der Theologie schließt er ein Medizinstudium an und wirkt in Lambarene in Afrika als Urwaldarzt: Albert Schweitzer. Mit Erich Kästner könnte man sagen: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ Theologische und philosophische Reflexion auf höchstem Niveau führten Schweitzer zu seiner höchsten, auch in vielen Anekdoten dokumentierten ethischen Maxime, der unbedingten Ehrfurcht vor dem Leben, die er auch praktisch in die Tat umsetzen wollte. Dem diente letztlich auch seine Werbung für die Deutsche Friedensunion (DfU), wobei wir ihm heute nachsehen, dass er als alter Mann kurz vor seinem Tod auf Wahlplakaten zu sehen war, die letztlich von der DDR finanziert wurden und im Westen destabilisierend wirken sollten. Es sollte uns aber zu denken geben, dass ein so toller Mann wie Gerhard Trabert, den wir auch schon zu Gast hatten, für die Linkspartei kandidiert.
Noch einmal Kästner:
„Den unlösbaren Knoten zu zersäbeln
gehörte zu dem Pensum Alexanders,
doch wer war es, der den Knoten knüpfte,
den kennt kein Mensch,
doch sicher war es jemand anders!
Solche Anderen waren oder sind Schweitzer und Trabert sicher.
Soweit ein Ausblick auf 4 Ereignisse, derer wir 2025 gedenken. Was wir daraus lernen können, überlasse ich Ihnen.
Sicher wird uns das eine oder andere auch in der Kasinogesellschaft beschäftigen. Das Programm kommt diesmal etwas später als sonst.
Im neuen Jahr hat sich jeder viel vorgenommen, was er alles besser machen will als im letzten. Heute ist der 12.1. Vielleicht ist der eine oder andere Vorsatz auch schon aufgegeben. Vielleicht ist auch ein Wettbewerb ausgebrochen zwischen Freunden, Mitgliedern eines Vereins oder einer Gesellschaft, auch der unseren. Hat letztes Jahr einer das Rennquintett bestellt, bestelle ich die Berliner Philharmoniker. Bevor ich dazu ins Detail gehe, zitiere ich ein Gedicht von Robert Gernhardt:
Immer einer behender als du
Du kriechst
Er geht
Du gehst
Er läuft
Du läufst
Er fliegt:
Einer immer noch behender.
Einer immer begabter als du
Du liest
Er lernt
Du lernst
Er forscht
Du forschst
Er findet:
Einer immer noch begabter.
Immer einer berühmter als du
Du stehst in der Zeitung
Er steht im Lexikon
Du stehst im Lexikon
Er steht in den Annalen
Du stehst in den Annalen
Er steht auf dem Sockel:
Einer immer noch berühmter.
Immer einer betuchter als du
Du wirst besprochen
er wird gelesen
Du wirst gelesen
Er wird verschlungen
Du wirst geschätzt
Er wird gekauft:
Einer immer noch betuchter.
Immer einer beliebter als du
Du wirst gelobt
er wird geliebt
Du wirst geehrt
Er wird verehrt
Dir liegt man zu Füßen
Ihn trägt man auf Händen:
Einer immer noch beliebter.
Immer einer besser als du
Du kränkelst
Er liegt danieder
Du stirbst
Er verscheidet
Du bist gerichtet
Er ist gerettet:
Einer immer noch besser
Immer
Immer
Immer.
(Quelle: https://mopsenplops.blogspot.com/2011/10/immer-ein-gedicht-von-robert-gernhardt.html)
Was sich hinter der Folge der ständigen Ergänzungen „immer, immer, immer… verbirgt, bleibt offen, aber Hans Christian Andersens Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ zeigt auch deutliche Grenzen auf.
Sicher fühlt sich der eine oder andere angesprochen, ich jedenfalls freue mich über unsere Begegnungen im neuen Jahr, einem Jahr, in dem weder Donald Trump Panama, Grönland und Kanada erobert, noch Wladimir Putin die Ukraine, Georgien und das Baltikum… Lieber die Schweitzers und Traberts, die Knoten knüpfen statt sie zu zerhauen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt!
In diesem Sinne ein gutes Neues Jahr!
UOe
Aber angesichts dessen, was alles auf uns zukommt, hat die Analogie zu einem Vulkanausbruch schon etwas für sich. So steht der Alice Hoffmann als Hilde Becker durchs Fernsehen weithin bekannt eine andere Alice als Kandidatin gegenüber. Und während s’Hilde schon beim Gang zum Redepult im Bundestag für Heiterkeit sorgen würde, falls ihr Listenplatz 4 auf der Landesliste des BSW überhaupt für ein Mandat ausreicht und Sara Wagenknecht sie in dem Fall von der Leine lassen würde, muss man Alice Weidel schon ein Stück ernster nehmen.
Mit ihrer Botschaft, Hitler sei ein Kommunist gewesen und insofern sei die bürgerliche AfD etwas ganz anderes als die NSDAP, übertrifft sie sogar den Historiker Björn Höcke. Nicht von ungefähr geht die Befürchtung um, dass der Bundespräsident (wer immer das dann sein mag) sie 2029 mit der Regierungsbildung beauftragt. Das österreichische Beispiel muss eine Mahnung sein. Aber ich fürchte, einige Politiker haben das entweder nicht verstanden oder ziehen die falschen Schlüsse daraus. Die Journalistin Ruth Andreas Friedrich hat 1985 zu 40 Jahre Kriegsende einen Satz formuliert, den ich mir eingeprägt habe: „Österreich hat uns den Führer geschenkt, in Bayern hat die Bewegung ihren Aufschwung genommen und in Preußen ihr bitteres Ende. Spiegelbildlich wird 1947 Preußen zerschlagen, in Bayern war alles gar nicht so schlimm und Österreich bekommt Reparationen.“ Nun, so schlimm wird es nicht kommen, wie die Journalistin 40 Jahre nach dem 2. Weltkrieg satirisch resümiert hat.
Dennoch, auch dass sich Donald Trump und Wladimir Putin die Welt aufteilen, wäre eine Vision, die sich aus Trumps Anspruch auf Grönland, Panama und sogar Kanada bei gleichzeitiger unerfüllbarer Forderung nach drastischer Erhöhung der Verteidigungsausgaben speist. Ich weiß nicht, wie Sie es sehen, aber mir macht es Angst. Aus der Geschichte lernen?
Ich habe in meiner Einladung 4 Gedenktermine oder Jubiläen aufgezählt, die an Ereignisse vor 1700, vor 500, vor 150 und vor 80 Jahren erinnern. Die 80 Jahre betreffen das Ende des 2. Weltkriegs und eben die Frage: „Aus der Geschichte lernen? Haben wir das oder können wir das?“ Beantworten kann ich sie nur mit der Weisheit: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Drei von 4 Gedenktagen, die ich in der Einladung genannt habe, betreffen Streit und Krieg. So fand die letzte große Schlacht des sogenannten Bauernkrieges vor 500 Jahren in Pfeddersheim statt. Und während Lokalhistoriker sich über den genauen Ort der Schlacht vom Juni 1525 streiten, die noch heute sogenannte Bluthohl am Ortsausgang, wo auch der Gedenkstein aufgestellt ist, sei es nicht gewesen, bieten 3 umfangreiche Publikationen die Gesamtschau des Ereignisses. Die Pfeddersheimer machen aus dem Gedenken – wie in der WZ vom 7. Januar zu lesen war, eine Art Volksfest. Ich sehe im Geiste schon halb Pfeddersheim in vermeintlich mittelalterlichen Klamotten herumlaufen. Darüber darf man die traurige Wirklichkeit aber nicht vergessen, die wie jeder Krieg eine Mahnung zum Frieden sein sollte.
Das Bauernheer von 7000-8000 Mann, verstärkt durch 2300 weitere Kämpfer, die zu den Aufständischen übergelaufen waren, waren dem Fürstenheer zahlenmäßig deutlich überlegen. Aber die Bewaffnung, sowohl die Artillerie als auch die Reiterei trugen zur endgültigen Liquidierung der Bauernhaufen bei. 4000 Bauern fielen in der Schlacht. Es folgte ein beispielloses Massaker als Strafgericht. Auch Pfeddersheimer Bürger, die die Bauern in die Stadt gelassen hatten, wurden zusammen mit etwa 1000 Menschen hingerichtet. Die Erinnerung an den Bauernkrieg wird das kulturelle Leben der Stadt mit einer Fülle von Veranstaltungen bereichern. Aufgrund des zeitgenössischen Bildes vom Schlachtgetümmel auf unserer Einladung hatte ich die Anfrage von Dr. David Maier, ob wir auch etwas planen zum Thema Bauernkrieg. Wenn sie wollen, referiere ich gerne darüber, etwa im literarischen Zirkel. Mit Fachleuten wie Thomas Kaufmann, Lydal Roper oder Gerd Schwerhoff kann ich mich allerdings nicht messen. Der Kampf der Bauern gegen die Leibeigenschaft, für die Freiheit hat als frühe Revolution viele zu Stellungnahmen angeregt, von Luther bis Friedrich Engels, hat in der DDR ideologische Verwertung gefunden und die Sicht auf die Reformation geprägt bei gleichzeitiger Abwertung Luthers mit seiner Schrift „Wider die Mordischen und Räubischen Rotten der Bawren“ und Überhöhung Thomas Müntzers als Vorläufer der kommunistischen Oktoberrevolution. Geschichtsbetrachtung bleibt immer subjektiv einschließlich ihres Lerneffekts für das eigene Geschichtsbild.
Das komplizierteste Jubiläum, das ich aufgeführt habe, ist sicher mit der Zahl 1700 benannt. So alt ist das älteste christliche Glaubensbekenntnis, das von Nicäa aus dem Jahre 325, ergänzt 381 in Konstantinopel, daher nicäno - konstantinopolitanum genannt. Auf eine Einigung im Streit um die Natur Christi im Verhältnis zu Gott hatte nicht zuletzt Kaiser Konstantin bestanden auf dem Weg des Christentums zur Staatsreligion. Es ist ein Bekenntnis, das in der ganzen Christenheit anerkannt und gebräuchlich ist im Gegensatz zu dem uns vertrauteren, aber jüngeren Apostolischen Glaubensbekenntnis. Auswendig kann es im Gegensatz zu letzterem fast niemand, verstehen können es auch eher die Fachleute, an hohen Feiertagen lesen wir es manchmal laut aus dem Gesangbuch. Entstanden ist es in einer Zeit, als die Sammlung der 27 neutestamentlichen Schriften noch nicht allgemein verbindlich war, und spiegelt das Ringen um die im NT nur an wenigen Stellen angedeutete Trinität, die Dreifaltigkeit des dreieinigen Gottes, Juden und Muslimen kaum verständlich zu machen. Was man im NT nicht begrifflich vorfindet, durchdenkt man mit der antiken Philosophie, und das sollte nach Nicäa noch Jahrhunderte dauern. Wie ist das Verhältnis der 3 Entfaltungen Gottes zueinander, wie kann ich verständlich machen, dass es keine hierarchische Abstufung zwischen den Dreien gibt? Zwischen Gottvater und dem Sohn tut es das, in dem es über den Sohn formuliert: „Gezeugt und nicht geschaffen (wie etwa Adam)“ Aber was macht man mit dem Heiligen Geist? Gezeugt kann er nicht sein, also formuliert man: „Der aus dem Vater hervorgeht!“ Aber die Spekulation über dieses Detail geht weiter bis ins Mittelalter.
Den westlichen Theologen genügt das nicht. Um den Heiligen Geist in die Einheit von Vater und Sohn hineinzunehmen, fügt man in den ursprünglich griechischen Text ein lateinisches „filioque“ ein, so dass der Heilige Geist aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht. Und so steht es in unseren Gesangbüchern, katholisch wie evangelisch, der Osten aber sieht darin eine Abwertung des Heiligen Geistes und bleibt bei der älteren Formulierung. Nun ist die Neujahrsansprache in der Kasinogesellschaft kein Ort für ein dogmengeschichtliches Seminar, warum also diese Erläuterung: Nun, es ist ein gutes Beispiel dafür, dass 2 das gleiche wollen, sich aber um die Ausdrucksform ihrer Absicht heillos zerstreiten, was letztlich 1054 neben Rangstreitigkeiten zwischen den Bischöfen von Konstantinopel und Rom und denen zwischen West- und Ostrom zur bis heute bestehenden Kirchenspaltung führt. Das dogmatische Problem ist bis heute nicht gelöst, und der Versuch zum ursprünglichen Text zurückzufinden, ist erst nach 1000 Jahren gerade mal auf dem Weg.
Ein Beispiel für einen folgenreichen Streit um den berühmten Kaisers Bart, in den Augen der meisten Menschen eine Nichtigkeit, für die jedes Verständnis fehlt. Das letzte Jubiläum, das ich in der Einladung in die anderen hineinverpackt habe, hat wohl die meisten Rätsel aufgegeben. Es hat nichts mit dem amerikanischen Bürgerkrieg zu tun, wie jemand vermutete, sondern fällt aus den „Kriegsgedenktagen“ erfreulich heraus. Es ist der 150. Geburtstag eines berühmten Theologieprofessors, dessen 1906 erschienene zweibändige Geschichte der Leben Jesu-Forschung noch heute lesenswert ist und auch meinen Bücherschrank ziert, der ein begnadeter Organist war und in französischer und deutscher Sprache 2 Monographien über Johann Sebastian Bach geschrieben hat, in denen er musikgeschichtlich bahnbrechende Vergleiche zwischen Bach, Beethoven und Wagner zieht. Doch als Konsequenz seines Forschens in der Theologie schließt er ein Medizinstudium an und wirkt in Lambarene in Afrika als Urwaldarzt: Albert Schweitzer. Mit Erich Kästner könnte man sagen: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ Theologische und philosophische Reflexion auf höchstem Niveau führten Schweitzer zu seiner höchsten, auch in vielen Anekdoten dokumentierten ethischen Maxime, der unbedingten Ehrfurcht vor dem Leben, die er auch praktisch in die Tat umsetzen wollte. Dem diente letztlich auch seine Werbung für die Deutsche Friedensunion (DfU), wobei wir ihm heute nachsehen, dass er als alter Mann kurz vor seinem Tod auf Wahlplakaten zu sehen war, die letztlich von der DDR finanziert wurden und im Westen destabilisierend wirken sollten. Es sollte uns aber zu denken geben, dass ein so toller Mann wie Gerhard Trabert, den wir auch schon zu Gast hatten, für die Linkspartei kandidiert.
Noch einmal Kästner:
„Den unlösbaren Knoten zu zersäbeln
gehörte zu dem Pensum Alexanders,
doch wer war es, der den Knoten knüpfte,
den kennt kein Mensch,
doch sicher war es jemand anders!
Solche Anderen waren oder sind Schweitzer und Trabert sicher.
Soweit ein Ausblick auf 4 Ereignisse, derer wir 2025 gedenken. Was wir daraus lernen können, überlasse ich Ihnen.
Sicher wird uns das eine oder andere auch in der Kasinogesellschaft beschäftigen. Das Programm kommt diesmal etwas später als sonst.
Im neuen Jahr hat sich jeder viel vorgenommen, was er alles besser machen will als im letzten. Heute ist der 12.1. Vielleicht ist der eine oder andere Vorsatz auch schon aufgegeben. Vielleicht ist auch ein Wettbewerb ausgebrochen zwischen Freunden, Mitgliedern eines Vereins oder einer Gesellschaft, auch der unseren. Hat letztes Jahr einer das Rennquintett bestellt, bestelle ich die Berliner Philharmoniker. Bevor ich dazu ins Detail gehe, zitiere ich ein Gedicht von Robert Gernhardt:
Immer einer behender als du
Du kriechst
Er geht
Du gehst
Er läuft
Du läufst
Er fliegt:
Einer immer noch behender.
Einer immer begabter als du
Du liest
Er lernt
Du lernst
Er forscht
Du forschst
Er findet:
Einer immer noch begabter.
Immer einer berühmter als du
Du stehst in der Zeitung
Er steht im Lexikon
Du stehst im Lexikon
Er steht in den Annalen
Du stehst in den Annalen
Er steht auf dem Sockel:
Einer immer noch berühmter.
Immer einer betuchter als du
Du wirst besprochen
er wird gelesen
Du wirst gelesen
Er wird verschlungen
Du wirst geschätzt
Er wird gekauft:
Einer immer noch betuchter.
Immer einer beliebter als du
Du wirst gelobt
er wird geliebt
Du wirst geehrt
Er wird verehrt
Dir liegt man zu Füßen
Ihn trägt man auf Händen:
Einer immer noch beliebter.
Immer einer besser als du
Du kränkelst
Er liegt danieder
Du stirbst
Er verscheidet
Du bist gerichtet
Er ist gerettet:
Einer immer noch besser
Immer
Immer
Immer.
(Quelle: https://mopsenplops.blogspot.com/2011/10/immer-ein-gedicht-von-robert-gernhardt.html)
Was sich hinter der Folge der ständigen Ergänzungen „immer, immer, immer… verbirgt, bleibt offen, aber Hans Christian Andersens Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ zeigt auch deutliche Grenzen auf.
Sicher fühlt sich der eine oder andere angesprochen, ich jedenfalls freue mich über unsere Begegnungen im neuen Jahr, einem Jahr, in dem weder Donald Trump Panama, Grönland und Kanada erobert, noch Wladimir Putin die Ukraine, Georgien und das Baltikum… Lieber die Schweitzers und Traberts, die Knoten knüpfen statt sie zu zerhauen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt!
In diesem Sinne ein gutes Neues Jahr!
UOe
Dennoch, auch dass sich Donald Trump und Wladimir Putin die Welt aufteilen, wäre eine Vision, die sich aus Trumps Anspruch auf Grönland, Panama und sogar Kanada bei gleichzeitiger unerfüllbarer Forderung nach drastischer Erhöhung der Verteidigungsausgaben speist. Ich weiß nicht, wie Sie es sehen, aber mir macht es Angst. Aus der Geschichte lernen?
Ich habe in meiner Einladung 4 Gedenktermine oder Jubiläen aufgezählt, die an Ereignisse vor 1700, vor 500, vor 150 und vor 80 Jahren erinnern. Die 80 Jahre betreffen das Ende des 2. Weltkriegs und eben die Frage: „Aus der Geschichte lernen? Haben wir das oder können wir das?“ Beantworten kann ich sie nur mit der Weisheit: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Drei von 4 Gedenktagen, die ich in der Einladung genannt habe, betreffen Streit und Krieg. So fand die letzte große Schlacht des sogenannten Bauernkrieges vor 500 Jahren in Pfeddersheim statt. Und während Lokalhistoriker sich über den genauen Ort der Schlacht vom Juni 1525 streiten, die noch heute sogenannte Bluthohl am Ortsausgang, wo auch der Gedenkstein aufgestellt ist, sei es nicht gewesen, bieten 3 umfangreiche Publikationen die Gesamtschau des Ereignisses. Die Pfeddersheimer machen aus dem Gedenken – wie in der WZ vom 7. Januar zu lesen war, eine Art Volksfest. Ich sehe im Geiste schon halb Pfeddersheim in vermeintlich mittelalterlichen Klamotten herumlaufen. Darüber darf man die traurige Wirklichkeit aber nicht vergessen, die wie jeder Krieg eine Mahnung zum Frieden sein sollte.
Das Bauernheer von 7000-8000 Mann, verstärkt durch 2300 weitere Kämpfer, die zu den Aufständischen übergelaufen waren, waren dem Fürstenheer zahlenmäßig deutlich überlegen. Aber die Bewaffnung, sowohl die Artillerie als auch die Reiterei trugen zur endgültigen Liquidierung der Bauernhaufen bei. 4000 Bauern fielen in der Schlacht. Es folgte ein beispielloses Massaker als Strafgericht. Auch Pfeddersheimer Bürger, die die Bauern in die Stadt gelassen hatten, wurden zusammen mit etwa 1000 Menschen hingerichtet. Die Erinnerung an den Bauernkrieg wird das kulturelle Leben der Stadt mit einer Fülle von Veranstaltungen bereichern. Aufgrund des zeitgenössischen Bildes vom Schlachtgetümmel auf unserer Einladung hatte ich die Anfrage von Dr. David Maier, ob wir auch etwas planen zum Thema Bauernkrieg. Wenn sie wollen, referiere ich gerne darüber, etwa im literarischen Zirkel. Mit Fachleuten wie Thomas Kaufmann, Lydal Roper oder Gerd Schwerhoff kann ich mich allerdings nicht messen. Der Kampf der Bauern gegen die Leibeigenschaft, für die Freiheit hat als frühe Revolution viele zu Stellungnahmen angeregt, von Luther bis Friedrich Engels, hat in der DDR ideologische Verwertung gefunden und die Sicht auf die Reformation geprägt bei gleichzeitiger Abwertung Luthers mit seiner Schrift „Wider die Mordischen und Räubischen Rotten der Bawren“ und Überhöhung Thomas Müntzers als Vorläufer der kommunistischen Oktoberrevolution. Geschichtsbetrachtung bleibt immer subjektiv einschließlich ihres Lerneffekts für das eigene Geschichtsbild.
Das komplizierteste Jubiläum, das ich aufgeführt habe, ist sicher mit der Zahl 1700 benannt. So alt ist das älteste christliche Glaubensbekenntnis, das von Nicäa aus dem Jahre 325, ergänzt 381 in Konstantinopel, daher nicäno - konstantinopolitanum genannt. Auf eine Einigung im Streit um die Natur Christi im Verhältnis zu Gott hatte nicht zuletzt Kaiser Konstantin bestanden auf dem Weg des Christentums zur Staatsreligion. Es ist ein Bekenntnis, das in der ganzen Christenheit anerkannt und gebräuchlich ist im Gegensatz zu dem uns vertrauteren, aber jüngeren Apostolischen Glaubensbekenntnis. Auswendig kann es im Gegensatz zu letzterem fast niemand, verstehen können es auch eher die Fachleute, an hohen Feiertagen lesen wir es manchmal laut aus dem Gesangbuch. Entstanden ist es in einer Zeit, als die Sammlung der 27 neutestamentlichen Schriften noch nicht allgemein verbindlich war, und spiegelt das Ringen um die im NT nur an wenigen Stellen angedeutete Trinität, die Dreifaltigkeit des dreieinigen Gottes, Juden und Muslimen kaum verständlich zu machen. Was man im NT nicht begrifflich vorfindet, durchdenkt man mit der antiken Philosophie, und das sollte nach Nicäa noch Jahrhunderte dauern. Wie ist das Verhältnis der 3 Entfaltungen Gottes zueinander, wie kann ich verständlich machen, dass es keine hierarchische Abstufung zwischen den Dreien gibt? Zwischen Gottvater und dem Sohn tut es das, in dem es über den Sohn formuliert: „Gezeugt und nicht geschaffen (wie etwa Adam)“ Aber was macht man mit dem Heiligen Geist? Gezeugt kann er nicht sein, also formuliert man: „Der aus dem Vater hervorgeht!“ Aber die Spekulation über dieses Detail geht weiter bis ins Mittelalter.
Den westlichen Theologen genügt das nicht. Um den Heiligen Geist in die Einheit von Vater und Sohn hineinzunehmen, fügt man in den ursprünglich griechischen Text ein lateinisches „filioque“ ein, so dass der Heilige Geist aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht. Und so steht es in unseren Gesangbüchern, katholisch wie evangelisch, der Osten aber sieht darin eine Abwertung des Heiligen Geistes und bleibt bei der älteren Formulierung. Nun ist die Neujahrsansprache in der Kasinogesellschaft kein Ort für ein dogmengeschichtliches Seminar, warum also diese Erläuterung: Nun, es ist ein gutes Beispiel dafür, dass 2 das gleiche wollen, sich aber um die Ausdrucksform ihrer Absicht heillos zerstreiten, was letztlich 1054 neben Rangstreitigkeiten zwischen den Bischöfen von Konstantinopel und Rom und denen zwischen West- und Ostrom zur bis heute bestehenden Kirchenspaltung führt. Das dogmatische Problem ist bis heute nicht gelöst, und der Versuch zum ursprünglichen Text zurückzufinden, ist erst nach 1000 Jahren gerade mal auf dem Weg.
Ein Beispiel für einen folgenreichen Streit um den berühmten Kaisers Bart, in den Augen der meisten Menschen eine Nichtigkeit, für die jedes Verständnis fehlt. Das letzte Jubiläum, das ich in der Einladung in die anderen hineinverpackt habe, hat wohl die meisten Rätsel aufgegeben. Es hat nichts mit dem amerikanischen Bürgerkrieg zu tun, wie jemand vermutete, sondern fällt aus den „Kriegsgedenktagen“ erfreulich heraus. Es ist der 150. Geburtstag eines berühmten Theologieprofessors, dessen 1906 erschienene zweibändige Geschichte der Leben Jesu-Forschung noch heute lesenswert ist und auch meinen Bücherschrank ziert, der ein begnadeter Organist war und in französischer und deutscher Sprache 2 Monographien über Johann Sebastian Bach geschrieben hat, in denen er musikgeschichtlich bahnbrechende Vergleiche zwischen Bach, Beethoven und Wagner zieht. Doch als Konsequenz seines Forschens in der Theologie schließt er ein Medizinstudium an und wirkt in Lambarene in Afrika als Urwaldarzt: Albert Schweitzer. Mit Erich Kästner könnte man sagen: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ Theologische und philosophische Reflexion auf höchstem Niveau führten Schweitzer zu seiner höchsten, auch in vielen Anekdoten dokumentierten ethischen Maxime, der unbedingten Ehrfurcht vor dem Leben, die er auch praktisch in die Tat umsetzen wollte. Dem diente letztlich auch seine Werbung für die Deutsche Friedensunion (DfU), wobei wir ihm heute nachsehen, dass er als alter Mann kurz vor seinem Tod auf Wahlplakaten zu sehen war, die letztlich von der DDR finanziert wurden und im Westen destabilisierend wirken sollten. Es sollte uns aber zu denken geben, dass ein so toller Mann wie Gerhard Trabert, den wir auch schon zu Gast hatten, für die Linkspartei kandidiert.
Noch einmal Kästner:
„Den unlösbaren Knoten zu zersäbeln
gehörte zu dem Pensum Alexanders,
doch wer war es, der den Knoten knüpfte,
den kennt kein Mensch,
doch sicher war es jemand anders!
Solche Anderen waren oder sind Schweitzer und Trabert sicher.
Soweit ein Ausblick auf 4 Ereignisse, derer wir 2025 gedenken. Was wir daraus lernen können, überlasse ich Ihnen.
Sicher wird uns das eine oder andere auch in der Kasinogesellschaft beschäftigen. Das Programm kommt diesmal etwas später als sonst.
Im neuen Jahr hat sich jeder viel vorgenommen, was er alles besser machen will als im letzten. Heute ist der 12.1. Vielleicht ist der eine oder andere Vorsatz auch schon aufgegeben. Vielleicht ist auch ein Wettbewerb ausgebrochen zwischen Freunden, Mitgliedern eines Vereins oder einer Gesellschaft, auch der unseren. Hat letztes Jahr einer das Rennquintett bestellt, bestelle ich die Berliner Philharmoniker. Bevor ich dazu ins Detail gehe, zitiere ich ein Gedicht von Robert Gernhardt:
Immer einer behender als du
Du kriechst
Er geht
Du gehst
Er läuft
Du läufst
Er fliegt:
Einer immer noch behender.
Einer immer begabter als du
Du liest
Er lernt
Du lernst
Er forscht
Du forschst
Er findet:
Einer immer noch begabter.
Immer einer berühmter als du
Du stehst in der Zeitung
Er steht im Lexikon
Du stehst im Lexikon
Er steht in den Annalen
Du stehst in den Annalen
Er steht auf dem Sockel:
Einer immer noch berühmter.
Immer einer betuchter als du
Du wirst besprochen
er wird gelesen
Du wirst gelesen
Er wird verschlungen
Du wirst geschätzt
Er wird gekauft:
Einer immer noch betuchter.
Immer einer beliebter als du
Du wirst gelobt
er wird geliebt
Du wirst geehrt
Er wird verehrt
Dir liegt man zu Füßen
Ihn trägt man auf Händen:
Einer immer noch beliebter.
Immer einer besser als du
Du kränkelst
Er liegt danieder
Du stirbst
Er verscheidet
Du bist gerichtet
Er ist gerettet:
Einer immer noch besser
Immer
Immer
Immer.
(Quelle: https://mopsenplops.blogspot.com/2011/10/immer-ein-gedicht-von-robert-gernhardt.html)
Was sich hinter der Folge der ständigen Ergänzungen „immer, immer, immer… verbirgt, bleibt offen, aber Hans Christian Andersens Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ zeigt auch deutliche Grenzen auf.
Sicher fühlt sich der eine oder andere angesprochen, ich jedenfalls freue mich über unsere Begegnungen im neuen Jahr, einem Jahr, in dem weder Donald Trump Panama, Grönland und Kanada erobert, noch Wladimir Putin die Ukraine, Georgien und das Baltikum… Lieber die Schweitzers und Traberts, die Knoten knüpfen statt sie zu zerhauen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt!
In diesem Sinne ein gutes Neues Jahr!
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Neujahrsansprache Dr. Ulrich Oelschläger
Verehrte Kasinoten, meine Damen und Herren!
Erlauben Sie mir bitte einige Gedanken zum Jahreswechsel!
Ein neues Jahr ist „ausgebrochen“ oder soll ich bei dem neutraleren „angebrochen“ bleiben? Aber angesichts dessen, was alles auf uns zukommt, hat die Analogie zu einem Vulkanausbruch schon etwas für sich. So steht der Alice Hoffmann als Hilde Becker durchs Fernsehen weithin bekannt eine andere Alice als Kandidatin gegenüber. Und während s’Hilde schon beim Gang zum Redepult im Bundestag für Heiterkeit sorgen würde, falls ihr Listenplatz 4 auf der Landesliste des BSW überhaupt für ein Mandat ausreicht und Sara Wagenknecht sie in dem Fall von der Leine lassen würde, muss man Alice Weidel schon ein Stück ernster nehmen.
Mit ihrer Botschaft, Hitler sei ein Kommunist gewesen und insofern sei die bürgerliche AfD etwas ganz anderes als die NSDAP, übertrifft sie sogar den Historiker Björn Höcke. Nicht von ungefähr geht die Befürchtung um, dass der Bundespräsident (wer immer das dann sein mag) sie 2029 mit der Regierungsbildung beauftragt. Das österreichische Beispiel muss eine Mahnung sein. Aber ich fürchte, einige Politiker haben das entweder nicht verstanden oder ziehen die falschen Schlüsse daraus. Die Journalistin Ruth Andreas Friedrich hat 1985 zu 40 Jahre Kriegsende einen Satz formuliert, den ich mir eingeprägt habe: „Österreich hat uns den Führer geschenkt, in Bayern hat die Bewegung ihren Aufschwung genommen und in Preußen ihr bitteres Ende. Spiegelbildlich wird 1947 Preußen zerschlagen, in Bayern war alles gar nicht so schlimm und Österreich bekommt Reparationen.“ Nun, so schlimm wird es nicht kommen, wie die Journalistin 40 Jahre nach dem 2. Weltkrieg satirisch resümiert hat. Dennoch, auch dass sich Donald Trump und Wladimir Putin die Welt aufteilen, wäre eine Vision, die sich aus Trumps Anspruch auf Grönland, Panama und sogar Kanada bei gleichzeitiger unerfüllbarer Forderung nach drastischer Erhöhung der Verteidigungsausgaben speist. Ich weiß nicht, wie Sie es sehen, aber mir macht es Angst. Aus der Geschichte lernen?
Ich habe in meiner Einladung 4 Gedenktermine oder Jubiläen aufgezählt, die an Ereignisse vor 1700, vor 500, vor 150 und vor 80 Jahren erinnern. Die 80 Jahre betreffen das Ende des 2. Weltkriegs und eben die Frage: „Aus der Geschichte lernen? Haben wir das oder können wir das?“ Beantworten kann ich sie nur mit der Weisheit: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Drei von 4 Gedenktagen, die ich in der Einladung genannt habe, betreffen Streit und Krieg. So fand die letzte große Schlacht des sogenannten Bauernkrieges vor 500 Jahren in Pfeddersheim statt. Und während Lokalhistoriker sich über den genauen Ort der Schlacht vom Juni 1525 streiten, die noch heute sogenannte Bluthohl am Ortsausgang, wo auch der Gedenkstein aufgestellt ist, sei es nicht gewesen, bieten 3 umfangreiche Publikationen die Gesamtschau des Ereignisses. Die Pfeddersheimer machen aus dem Gedenken – wie in der WZ vom 7. Januar zu lesen war, eine Art Volksfest. Ich sehe im Geiste schon halb Pfeddersheim in vermeintlich mittelalterlichen Klamotten herumlaufen. Darüber darf man die traurige Wirklichkeit aber nicht vergessen, die wie jeder Krieg eine Mahnung zum Frieden sein sollte. Das Bauernheer von 7000-8000 Mann, verstärkt durch 2300 weitere Kämpfer, die zu den Aufständischen übergelaufen waren, waren dem Fürstenheer zahlenmäßig deutlich überlegen. Aber die Bewaffnung, sowohl die Artillerie als auch die Reiterei trugen zur endgültigen Liquidierung der Bauernhaufen bei. 4000 Bauern fielen in der Schlacht. Es folgte ein beispielloses Massaker als Strafgericht. Auch Pfeddersheimer Bürger, die die Bauern in die Stadt gelassen hatten, wurden zusammen mit etwa 1000 Menschen hingerichtet. Die Erinnerung an den Bauernkrieg wird das kulturelle Leben der Stadt mit einer Fülle von Veranstaltungen bereichern. Aufgrund des zeitgenössischen Bildes vom Schlachtgetümmel auf unserer Einladung hatte ich die Anfrage von Dr. David Maier, ob wir auch etwas planen zum Thema Bauernkrieg. Wenn sie wollen, referiere ich gerne darüber, etwa im literarischen Zirkel. Mit Fachleuten wie Thomas Kaufmann, Lydal Roper oder Gerd Schwerhoff kann ich mich allerdings nicht messen. Der Kampf der Bauern gegen die Leibeigenschaft, für die Freiheit hat als frühe Revolution viele zu Stellungnahmen angeregt, von Luther bis Friedrich Engels, hat in der DDR ideologische Verwertung gefunden und die Sicht auf die Reformation geprägt bei gleichzeitiger Abwertung Luthers mit seiner Schrift „Wider die Mordischen und Räubischen Rotten der Bawren“ und Überhöhung Thomas Müntzers als Vorläufer der kommunistischen Oktoberrevolution. Geschichtsbetrachtung bleibt immer subjektiv einschließlich ihres Lerneffekts für das eigene Geschichtsbild.
Das komplizierteste Jubiläum, das ich aufgeführt habe, ist sicher mit der Zahl 1700 benannt. So alt ist das älteste christliche Glaubensbekenntnis, das von Nicäa aus dem Jahre 325, ergänzt 381 in Konstantinopel, daher nicäno - konstantinopolitanum genannt. Auf eine Einigung im Streit um die Natur Christi im Verhältnis zu Gott hatte nicht zuletzt Kaiser Konstantin bestanden auf dem Weg des Christentums zur Staatsreligion. Es ist ein Bekenntnis, das in der ganzen Christenheit anerkannt und gebräuchlich ist im Gegensatz zu dem uns vertrauteren, aber jüngeren Apostolischen Glaubensbekenntnis. Auswendig kann es im Gegensatz zu letzterem fast niemand, verstehen können es auch eher die Fachleute, an hohen Feiertagen lesen wir es manchmal laut aus dem Gesangbuch. Entstanden ist es in einer Zeit, als die Sammlung der 27 neutestamentlichen Schriften noch nicht allgemein verbindlich war, und spiegelt das Ringen um die im NT nur an wenigen Stellen angedeutete Trinität, die Dreifaltigkeit des dreieinigen Gottes, Juden und Muslimen kaum verständlich zu machen. Was man im NT nicht begrifflich vorfindet, durchdenkt man mit der antiken Philosophie, und das sollte nach Nicäa noch Jahrhunderte dauern. Wie ist das Verhältnis der 3 Entfaltungen Gottes zueinander, wie kann ich verständlich machen, dass es keine hierarchische Abstufung zwischen den Dreien gibt? Zwischen Gottvater und dem Sohn tut es das, in dem es über den Sohn formuliert: „Gezeugt und nicht geschaffen (wie etwa Adam)“ Aber was macht man mit dem Heiligen Geist? Gezeugt kann er nicht sein, also formuliert man: „Der aus dem Vater hervorgeht!“ Aber die Spekulation über dieses Detail geht weiter bis ins Mittelalter.
Den westlichen Theologen genügt das nicht. Um den Heiligen Geist in die Einheit von Vater und Sohn hineinzunehmen, fügt man in den ursprünglich griechischen Text ein lateinisches „filioque“ ein, so dass der Heilige Geist aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht. Und so steht es in unseren Gesangbüchern, katholisch wie evangelisch, der Osten aber sieht darin eine Abwertung des Heiligen Geistes und bleibt bei der älteren Formulierung. Nun ist die Neujahrsansprache in der Kasinogesellschaft kein Ort für ein dogmengeschichtliches Seminar, warum also diese Erläuterung: Nun, es ist ein gutes Beispiel dafür, dass 2 das gleiche wollen, sich aber um die Ausdrucksform ihrer Absicht heillos zerstreiten, was letztlich 1054 neben Rangstreitigkeiten zwischen den Bischöfen von Konstantinopel und Rom und denen zwischen West- und Ostrom zur bis heute bestehenden Kirchenspaltung führt. Das dogmatische Problem ist bis heute nicht gelöst, und der Versuch zum ursprünglichen Text zurückzufinden, ist erst nach 1000 Jahren gerade mal auf dem Weg.
Ein Beispiel für einen folgenreichen Streit um den berühmten Kaisers Bart, in den Augen der meisten Menschen eine Nichtigkeit, für die jedes Verständnis fehlt. Das letzte Jubiläum, das ich in der Einladung in die anderen hineinverpackt habe, hat wohl die meisten Rätsel aufgegeben. Es hat nichts mit dem amerikanischen Bürgerkrieg zu tun, wie jemand vermutete, sondern fällt aus den „Kriegsgedenktagen“ erfreulich heraus. Es ist der 150. Geburtstag eines berühmten Theologieprofessors, dessen 1906 erschienene zweibändige Geschichte der Leben Jesu-Forschung noch heute lesenswert ist und auch meinen Bücherschrank ziert, der ein begnadeter Organist war und in französischer und deutscher Sprache 2 Monographien über Johann Sebastian Bach geschrieben hat, in denen er musikgeschichtlich bahnbrechende Vergleiche zwischen Bach, Beethoven und Wagner zieht. Doch als Konsequenz seines Forschens in der Theologie schließt er ein Medizinstudium an und wirkt in Lambarene in Afrika als Urwaldarzt: Albert Schweitzer. Mit Erich Kästner könnte man sagen: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ Theologische und philosophische Reflexion auf höchstem Niveau führten Schweitzer zu seiner höchsten, auch in vielen Anekdoten dokumentierten ethischen Maxime, der unbedingten Ehrfurcht vor dem Leben, die er auch praktisch in die Tat umsetzen wollte. Dem diente letztlich auch seine Werbung für die Deutsche Friedensunion (DfU), wobei wir ihm heute nachsehen, dass er als alter Mann kurz vor seinem Tod auf Wahlplakaten zu sehen war, die letztlich von der DDR finanziert wurden und im Westen destabilisierend wirken sollten. Es sollte uns aber zu denken geben, dass ein so toller Mann wie Gerhard Trabert, den wir auch schon zu Gast hatten, für die Linkspartei kandidiert.
Noch einmal Kästner:
„Den unlösbaren Knoten zu zersäbeln
gehörte zu dem Pensum Alexanders,
doch wer war es, der den Knoten knüpfte,
den kennt kein Mensch,
doch sicher war es jemand anders!
Solche Anderen waren oder sind Schweitzer und Trabert sicher.
Soweit ein Ausblick auf 4 Ereignisse, derer wir 2025 gedenken. Was wir daraus lernen können, überlasse ich Ihnen.
Sicher wird uns das eine oder andere auch in der Kasinogesellschaft beschäftigen. Das Programm kommt diesmal etwas später als sonst.
Im neuen Jahr hat sich jeder viel vorgenommen, was er alles besser machen will als im letzten. Heute ist der 12.1. Vielleicht ist der eine oder andere Vorsatz auch schon aufgegeben. Vielleicht ist auch ein Wettbewerb ausgebrochen zwischen Freunden, Mitgliedern eines Vereins oder einer Gesellschaft, auch der unseren. Hat letztes Jahr einer das Rennquintett bestellt, bestelle ich die Berliner Philharmoniker. Bevor ich dazu ins Detail gehe, zitiere ich ein Gedicht von Robert Gernhardt:
Immer einer behender als du
Du kriechst
Er geht
Du gehst
Er läuft
Du läufst
Er fliegt:
Einer immer noch behender.
Einer immer begabter als du
Du liest
Er lernt
Du lernst
Er forscht
Du forschst
Er findet:
Einer immer noch begabter.
Immer einer berühmter als du
Du stehst in der Zeitung
Er steht im Lexikon
Du stehst im Lexikon
Er steht in den Annalen
Du stehst in den Annalen
Er steht auf dem Sockel:
Einer immer noch berühmter.
Immer einer betuchter als du
Du wirst besprochen
er wird gelesen
Du wirst gelesen
Er wird verschlungen
Du wirst geschätzt
Er wird gekauft:
Einer immer noch betuchter.
Immer einer beliebter als du
Du wirst gelobt
er wird geliebt
Du wirst geehrt
Er wird verehrt
Dir liegt man zu Füßen
Ihn trägt man auf Händen:
Einer immer noch beliebter.
Immer einer besser als du
Du kränkelst
Er liegt danieder
Du stirbst
Er verscheidet
Du bist gerichtet
Er ist gerettet:
Einer immer noch besser
Immer
Immer
Immer.
(Quelle: https://mopsenplops.blogspot.com/2011/10/immer-ein-gedicht-von-robert-gernhardt.html)
Was sich hinter der Folge der ständigen Ergänzungen „immer, immer, immer… verbirgt, bleibt offen, aber Hans Christian Andersens Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ zeigt auch deutliche Grenzen auf.
Sicher fühlt sich der eine oder andere angesprochen, ich jedenfalls freue mich über unsere Begegnungen im neuen Jahr, einem Jahr, in dem weder Donald Trump Panama, Grönland und Kanada erobert, noch Wladimir Putin die Ukraine, Georgien und das Baltikum… Lieber die Schweitzers und Traberts, die Knoten knüpfen statt sie zu zerhauen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt!
In diesem Sinne ein gutes Neues Jahr!
UOe
Das österreichische Beispiel muss eine Mahnung sein. Aber ich fürchte, einige Politiker haben das entweder nicht verstanden oder ziehen die falschen Schlüsse daraus. Die Journalistin Ruth Andreas Friedrich hat 1985 zu 40 Jahre Kriegsende einen Satz formuliert, den ich mir eingeprägt habe: „Österreich hat uns den Führer geschenkt, in Bayern hat die Bewegung ihren Aufschwung genommen und in Preußen ihr bitteres Ende. Spiegelbildlich wird 1947 Preußen zerschlagen, in Bayern war alles gar nicht so schlimm und Österreich bekommt Reparationen.“ Nun, so schlimm wird es nicht kommen, wie die Journalistin 40 Jahre nach dem 2. Weltkrieg satirisch resümiert hat. Dennoch, auch dass sich Donald Trump und Wladimir Putin die Welt aufteilen, wäre eine Vision, die sich aus Trumps Anspruch auf Grönland, Panama und sogar Kanada bei gleichzeitiger unerfüllbarer Forderung nach drastischer Erhöhung der Verteidigungsausgaben speist. Ich weiß nicht, wie Sie es sehen, aber mir macht es Angst. Aus der Geschichte lernen?
Ich habe in meiner Einladung 4 Gedenktermine oder Jubiläen aufgezählt, die an Ereignisse vor 1700, vor 500, vor 150 und vor 80 Jahren erinnern. Die 80 Jahre betreffen das Ende des 2. Weltkriegs und eben die Frage: „Aus der Geschichte lernen? Haben wir das oder können wir das?“ Beantworten kann ich sie nur mit der Weisheit: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Drei von 4 Gedenktagen, die ich in der Einladung genannt habe, betreffen Streit und Krieg. So fand die letzte große Schlacht des sogenannten Bauernkrieges vor 500 Jahren in Pfeddersheim statt. Und während Lokalhistoriker sich über den genauen Ort der Schlacht vom Juni 1525 streiten, die noch heute sogenannte Bluthohl am Ortsausgang, wo auch der Gedenkstein aufgestellt ist, sei es nicht gewesen, bieten 3 umfangreiche Publikationen die Gesamtschau des Ereignisses. Die Pfeddersheimer machen aus dem Gedenken – wie in der WZ vom 7. Januar zu lesen war, eine Art Volksfest. Ich sehe im Geiste schon halb Pfeddersheim in vermeintlich mittelalterlichen Klamotten herumlaufen. Darüber darf man die traurige Wirklichkeit aber nicht vergessen, die wie jeder Krieg eine Mahnung zum Frieden sein sollte. Das Bauernheer von 7000-8000 Mann, verstärkt durch 2300 weitere Kämpfer, die zu den Aufständischen übergelaufen waren, waren dem Fürstenheer zahlenmäßig deutlich überlegen. Aber die Bewaffnung, sowohl die Artillerie als auch die Reiterei trugen zur endgültigen Liquidierung der Bauernhaufen bei. 4000 Bauern fielen in der Schlacht. Es folgte ein beispielloses Massaker als Strafgericht. Auch Pfeddersheimer Bürger, die die Bauern in die Stadt gelassen hatten, wurden zusammen mit etwa 1000 Menschen hingerichtet. Die Erinnerung an den Bauernkrieg wird das kulturelle Leben der Stadt mit einer Fülle von Veranstaltungen bereichern. Aufgrund des zeitgenössischen Bildes vom Schlachtgetümmel auf unserer Einladung hatte ich die Anfrage von Dr. David Maier, ob wir auch etwas planen zum Thema Bauernkrieg. Wenn sie wollen, referiere ich gerne darüber, etwa im literarischen Zirkel. Mit Fachleuten wie Thomas Kaufmann, Lydal Roper oder Gerd Schwerhoff kann ich mich allerdings nicht messen. Der Kampf der Bauern gegen die Leibeigenschaft, für die Freiheit hat als frühe Revolution viele zu Stellungnahmen angeregt, von Luther bis Friedrich Engels, hat in der DDR ideologische Verwertung gefunden und die Sicht auf die Reformation geprägt bei gleichzeitiger Abwertung Luthers mit seiner Schrift „Wider die Mordischen und Räubischen Rotten der Bawren“ und Überhöhung Thomas Müntzers als Vorläufer der kommunistischen Oktoberrevolution. Geschichtsbetrachtung bleibt immer subjektiv einschließlich ihres Lerneffekts für das eigene Geschichtsbild.
Das komplizierteste Jubiläum, das ich aufgeführt habe, ist sicher mit der Zahl 1700 benannt. So alt ist das älteste christliche Glaubensbekenntnis, das von Nicäa aus dem Jahre 325, ergänzt 381 in Konstantinopel, daher nicäno - konstantinopolitanum genannt. Auf eine Einigung im Streit um die Natur Christi im Verhältnis zu Gott hatte nicht zuletzt Kaiser Konstantin bestanden auf dem Weg des Christentums zur Staatsreligion. Es ist ein Bekenntnis, das in der ganzen Christenheit anerkannt und gebräuchlich ist im Gegensatz zu dem uns vertrauteren, aber jüngeren Apostolischen Glaubensbekenntnis. Auswendig kann es im Gegensatz zu letzterem fast niemand, verstehen können es auch eher die Fachleute, an hohen Feiertagen lesen wir es manchmal laut aus dem Gesangbuch. Entstanden ist es in einer Zeit, als die Sammlung der 27 neutestamentlichen Schriften noch nicht allgemein verbindlich war, und spiegelt das Ringen um die im NT nur an wenigen Stellen angedeutete Trinität, die Dreifaltigkeit des dreieinigen Gottes, Juden und Muslimen kaum verständlich zu machen. Was man im NT nicht begrifflich vorfindet, durchdenkt man mit der antiken Philosophie, und das sollte nach Nicäa noch Jahrhunderte dauern. Wie ist das Verhältnis der 3 Entfaltungen Gottes zueinander, wie kann ich verständlich machen, dass es keine hierarchische Abstufung zwischen den Dreien gibt? Zwischen Gottvater und dem Sohn tut es das, in dem es über den Sohn formuliert: „Gezeugt und nicht geschaffen (wie etwa Adam)“ Aber was macht man mit dem Heiligen Geist? Gezeugt kann er nicht sein, also formuliert man: „Der aus dem Vater hervorgeht!“ Aber die Spekulation über dieses Detail geht weiter bis ins Mittelalter.
Den westlichen Theologen genügt das nicht. Um den Heiligen Geist in die Einheit von Vater und Sohn hineinzunehmen, fügt man in den ursprünglich griechischen Text ein lateinisches „filioque“ ein, so dass der Heilige Geist aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht. Und so steht es in unseren Gesangbüchern, katholisch wie evangelisch, der Osten aber sieht darin eine Abwertung des Heiligen Geistes und bleibt bei der älteren Formulierung. Nun ist die Neujahrsansprache in der Kasinogesellschaft kein Ort für ein dogmengeschichtliches Seminar, warum also diese Erläuterung: Nun, es ist ein gutes Beispiel dafür, dass 2 das gleiche wollen, sich aber um die Ausdrucksform ihrer Absicht heillos zerstreiten, was letztlich 1054 neben Rangstreitigkeiten zwischen den Bischöfen von Konstantinopel und Rom und denen zwischen West- und Ostrom zur bis heute bestehenden Kirchenspaltung führt. Das dogmatische Problem ist bis heute nicht gelöst, und der Versuch zum ursprünglichen Text zurückzufinden, ist erst nach 1000 Jahren gerade mal auf dem Weg.
Ein Beispiel für einen folgenreichen Streit um den berühmten Kaisers Bart, in den Augen der meisten Menschen eine Nichtigkeit, für die jedes Verständnis fehlt. Das letzte Jubiläum, das ich in der Einladung in die anderen hineinverpackt habe, hat wohl die meisten Rätsel aufgegeben. Es hat nichts mit dem amerikanischen Bürgerkrieg zu tun, wie jemand vermutete, sondern fällt aus den „Kriegsgedenktagen“ erfreulich heraus. Es ist der 150. Geburtstag eines berühmten Theologieprofessors, dessen 1906 erschienene zweibändige Geschichte der Leben Jesu-Forschung noch heute lesenswert ist und auch meinen Bücherschrank ziert, der ein begnadeter Organist war und in französischer und deutscher Sprache 2 Monographien über Johann Sebastian Bach geschrieben hat, in denen er musikgeschichtlich bahnbrechende Vergleiche zwischen Bach, Beethoven und Wagner zieht. Doch als Konsequenz seines Forschens in der Theologie schließt er ein Medizinstudium an und wirkt in Lambarene in Afrika als Urwaldarzt: Albert Schweitzer. Mit Erich Kästner könnte man sagen: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ Theologische und philosophische Reflexion auf höchstem Niveau führten Schweitzer zu seiner höchsten, auch in vielen Anekdoten dokumentierten ethischen Maxime, der unbedingten Ehrfurcht vor dem Leben, die er auch praktisch in die Tat umsetzen wollte. Dem diente letztlich auch seine Werbung für die Deutsche Friedensunion (DfU), wobei wir ihm heute nachsehen, dass er als alter Mann kurz vor seinem Tod auf Wahlplakaten zu sehen war, die letztlich von der DDR finanziert wurden und im Westen destabilisierend wirken sollten. Es sollte uns aber zu denken geben, dass ein so toller Mann wie Gerhard Trabert, den wir auch schon zu Gast hatten, für die Linkspartei kandidiert.
Noch einmal Kästner:
„Den unlösbaren Knoten zu zersäbeln
gehörte zu dem Pensum Alexanders,
doch wer war es, der den Knoten knüpfte,
den kennt kein Mensch,
doch sicher war es jemand anders!
Solche Anderen waren oder sind Schweitzer und Trabert sicher.
Soweit ein Ausblick auf 4 Ereignisse, derer wir 2025 gedenken. Was wir daraus lernen können, überlasse ich Ihnen.
Sicher wird uns das eine oder andere auch in der Kasinogesellschaft beschäftigen. Das Programm kommt diesmal etwas später als sonst.
Im neuen Jahr hat sich jeder viel vorgenommen, was er alles besser machen will als im letzten. Heute ist der 12.1. Vielleicht ist der eine oder andere Vorsatz auch schon aufgegeben. Vielleicht ist auch ein Wettbewerb ausgebrochen zwischen Freunden, Mitgliedern eines Vereins oder einer Gesellschaft, auch der unseren. Hat letztes Jahr einer das Rennquintett bestellt, bestelle ich die Berliner Philharmoniker. Bevor ich dazu ins Detail gehe, zitiere ich ein Gedicht von Robert Gernhardt:
Immer einer behender als du
Du kriechst
Er geht
Du gehst
Er läuft
Du läufst
Er fliegt:
Einer immer noch behender.
Einer immer begabter als du
Du liest
Er lernt
Du lernst
Er forscht
Du forschst
Er findet:
Einer immer noch begabter.
Immer einer berühmter als du
Du stehst in der Zeitung
Er steht im Lexikon
Du stehst im Lexikon
Er steht in den Annalen
Du stehst in den Annalen
Er steht auf dem Sockel:
Einer immer noch berühmter.
Immer einer betuchter als du
Du wirst besprochen
er wird gelesen
Du wirst gelesen
Er wird verschlungen
Du wirst geschätzt
Er wird gekauft:
Einer immer noch betuchter.
Immer einer beliebter als du
Du wirst gelobt
er wird geliebt
Du wirst geehrt
Er wird verehrt
Dir liegt man zu Füßen
Ihn trägt man auf Händen:
Einer immer noch beliebter.
Immer einer besser als du
Du kränkelst
Er liegt danieder
Du stirbst
Er verscheidet
Du bist gerichtet
Er ist gerettet:
Einer immer noch besser
Immer
Immer
Immer.
(Quelle: https://mopsenplops.blogspot.com/2011/10/immer-ein-gedicht-von-robert-gernhardt.html)
Was sich hinter der Folge der ständigen Ergänzungen „immer, immer, immer… verbirgt, bleibt offen, aber Hans Christian Andersens Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ zeigt auch deutliche Grenzen auf.
Sicher fühlt sich der eine oder andere angesprochen, ich jedenfalls freue mich über unsere Begegnungen im neuen Jahr, einem Jahr, in dem weder Donald Trump Panama, Grönland und Kanada erobert, noch Wladimir Putin die Ukraine, Georgien und das Baltikum… Lieber die Schweitzers und Traberts, die Knoten knüpfen statt sie zu zerhauen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt!
In diesem Sinne ein gutes Neues Jahr!
UOe

Dr. Ulrich Oelschläger
Neujahrsansprache Dr. Ulrich Oelschläger
Verehrte Kasinoten, meine Damen und Herren!
Erlauben Sie mir bitte einige Gedanken zum Jahreswechsel!
Ein neues Jahr ist „ausgebrochen“ oder soll ich bei dem neutraleren „angebrochen“ bleiben? Aber angesichts dessen, was alles auf uns zukommt, hat die Analogie zu einem Vulkanausbruch schon etwas für sich. So steht der Alice Hoffmann als Hilde Becker durchs Fernsehen weithin bekannt eine andere Alice als Kandidatin gegenüber. Und während s’Hilde schon beim Gang zum Redepult im Bundestag für Heiterkeit sorgen würde, falls ihr Listenplatz 4 auf der Landesliste des BSW überhaupt für ein Mandat ausreicht und Sara Wagenknecht sie in dem Fall von der Leine lassen würde, muss man Alice Weidel schon ein Stück ernster nehmen.
Mit ihrer Botschaft, Hitler sei ein Kommunist gewesen und insofern sei die bürgerliche AfD etwas ganz anderes als die NSDAP, übertrifft sie sogar den Historiker Björn Höcke. Nicht von ungefähr geht die Befürchtung um, dass der Bundespräsident (wer immer das dann sein mag) sie 2029 mit der Regierungsbildung beauftragt.
Dr. Ulrich Oelschläger
Mit ihrer Botschaft, Hitler sei ein Kommunist gewesen und insofern sei die bürgerliche AfD etwas ganz anderes als die NSDAP, übertrifft sie sogar den Historiker Björn Höcke. Nicht von ungefähr geht die Befürchtung um, dass der Bundespräsident (wer immer das dann sein mag) sie 2029 mit der Regierungsbildung beauftragt. Das österreichische Beispiel muss eine Mahnung sein. Aber ich fürchte, einige Politiker haben das entweder nicht verstanden oder ziehen die falschen Schlüsse daraus. Die Journalistin Ruth Andreas Friedrich hat 1985 zu 40 Jahre Kriegsende einen Satz formuliert, den ich mir eingeprägt habe: „Österreich hat uns den Führer geschenkt, in Bayern hat die Bewegung ihren Aufschwung genommen und in Preußen ihr bitteres Ende. Spiegelbildlich wird 1947 Preußen zerschlagen, in Bayern war alles gar nicht so schlimm und Österreich bekommt Reparationen.“ Nun, so schlimm wird es nicht kommen, wie die Journalistin 40 Jahre nach dem 2. Weltkrieg satirisch resümiert hat. Dennoch, auch dass sich Donald Trump und Wladimir Putin die Welt aufteilen, wäre eine Vision, die sich aus Trumps Anspruch auf Grönland, Panama und sogar Kanada bei gleichzeitiger unerfüllbarer Forderung nach drastischer Erhöhung der Verteidigungsausgaben speist. Ich weiß nicht, wie Sie es sehen, aber mir macht es Angst. Aus der Geschichte lernen?
Ich habe in meiner Einladung 4 Gedenktermine oder Jubiläen aufgezählt, die an Ereignisse vor 1700, vor 500, vor 150 und vor 80 Jahren erinnern. Die 80 Jahre betreffen das Ende des 2. Weltkriegs und eben die Frage: „Aus der Geschichte lernen? Haben wir das oder können wir das?“ Beantworten kann ich sie nur mit der Weisheit: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Drei von 4 Gedenktagen, die ich in der Einladung genannt habe, betreffen Streit und Krieg. So fand die letzte große Schlacht des sogenannten Bauernkrieges vor 500 Jahren in Pfeddersheim statt. Und während Lokalhistoriker sich über den genauen Ort der Schlacht vom Juni 1525 streiten, die noch heute sogenannte Bluthohl am Ortsausgang, wo auch der Gedenkstein aufgestellt ist, sei es nicht gewesen, bieten 3 umfangreiche Publikationen die Gesamtschau des Ereignisses. Die Pfeddersheimer machen aus dem Gedenken – wie in der WZ vom 7. Januar zu lesen war, eine Art Volksfest. Ich sehe im Geiste schon halb Pfeddersheim in vermeintlich mittelalterlichen Klamotten herumlaufen. Darüber darf man die traurige Wirklichkeit aber nicht vergessen, die wie jeder Krieg eine Mahnung zum Frieden sein sollte. Das Bauernheer von 7000-8000 Mann, verstärkt durch 2300 weitere Kämpfer, die zu den Aufständischen übergelaufen waren, waren dem Fürstenheer zahlenmäßig deutlich überlegen. Aber die Bewaffnung, sowohl die Artillerie als auch die Reiterei trugen zur endgültigen Liquidierung der Bauernhaufen bei. 4000 Bauern fielen in der Schlacht. Es folgte ein beispielloses Massaker als Strafgericht. Auch Pfeddersheimer Bürger, die die Bauern in die Stadt gelassen hatten, wurden zusammen mit etwa 1000 Menschen hingerichtet. Die Erinnerung an den Bauernkrieg wird das kulturelle Leben der Stadt mit einer Fülle von Veranstaltungen bereichern. Aufgrund des zeitgenössischen Bildes vom Schlachtgetümmel auf unserer Einladung hatte ich die Anfrage von Dr. David Maier, ob wir auch etwas planen zum Thema Bauernkrieg. Wenn sie wollen, referiere ich gerne darüber, etwa im literarischen Zirkel. Mit Fachleuten wie Thomas Kaufmann, Lydal Roper oder Gerd Schwerhoff kann ich mich allerdings nicht messen. Der Kampf der Bauern gegen die Leibeigenschaft, für die Freiheit hat als frühe Revolution viele zu Stellungnahmen angeregt, von Luther bis Friedrich Engels, hat in der DDR ideologische Verwertung gefunden und die Sicht auf die Reformation geprägt bei gleichzeitiger Abwertung Luthers mit seiner Schrift „Wider die Mordischen und Räubischen Rotten der Bawren“ und Überhöhung Thomas Müntzers als Vorläufer der kommunistischen Oktoberrevolution. Geschichtsbetrachtung bleibt immer subjektiv einschließlich ihres Lerneffekts für das eigene Geschichtsbild.
Das komplizierteste Jubiläum, das ich aufgeführt habe, ist sicher mit der Zahl 1700 benannt. So alt ist das älteste christliche Glaubensbekenntnis, das von Nicäa aus dem Jahre 325, ergänzt 381 in Konstantinopel, daher nicäno - konstantinopolitanum genannt. Auf eine Einigung im Streit um die Natur Christi im Verhältnis zu Gott hatte nicht zuletzt Kaiser Konstantin bestanden auf dem Weg des Christentums zur Staatsreligion. Es ist ein Bekenntnis, das in der ganzen Christenheit anerkannt und gebräuchlich ist im Gegensatz zu dem uns vertrauteren, aber jüngeren Apostolischen Glaubensbekenntnis. Auswendig kann es im Gegensatz zu letzterem fast niemand, verstehen können es auch eher die Fachleute, an hohen Feiertagen lesen wir es manchmal laut aus dem Gesangbuch. Entstanden ist es in einer Zeit, als die Sammlung der 27 neutestamentlichen Schriften noch nicht allgemein verbindlich war, und spiegelt das Ringen um die im NT nur an wenigen Stellen angedeutete Trinität, die Dreifaltigkeit des dreieinigen Gottes, Juden und Muslimen kaum verständlich zu machen. Was man im NT nicht begrifflich vorfindet, durchdenkt man mit der antiken Philosophie, und das sollte nach Nicäa noch Jahrhunderte dauern. Wie ist das Verhältnis der 3 Entfaltungen Gottes zueinander, wie kann ich verständlich machen, dass es keine hierarchische Abstufung zwischen den Dreien gibt? Zwischen Gottvater und dem Sohn tut es das, in dem es über den Sohn formuliert: „Gezeugt und nicht geschaffen (wie etwa Adam)“ Aber was macht man mit dem Heiligen Geist? Gezeugt kann er nicht sein, also formuliert man: „Der aus dem Vater hervorgeht!“ Aber die Spekulation über dieses Detail geht weiter bis ins Mittelalter.
Den westlichen Theologen genügt das nicht. Um den Heiligen Geist in die Einheit von Vater und Sohn hineinzunehmen, fügt man in den ursprünglich griechischen Text ein lateinisches „filioque“ ein, so dass der Heilige Geist aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht. Und so steht es in unseren Gesangbüchern, katholisch wie evangelisch, der Osten aber sieht darin eine Abwertung des Heiligen Geistes und bleibt bei der älteren Formulierung. Nun ist die Neujahrsansprache in der Kasinogesellschaft kein Ort für ein dogmengeschichtliches Seminar, warum also diese Erläuterung: Nun, es ist ein gutes Beispiel dafür, dass 2 das gleiche wollen, sich aber um die Ausdrucksform ihrer Absicht heillos zerstreiten, was letztlich 1054 neben Rangstreitigkeiten zwischen den Bischöfen von Konstantinopel und Rom und denen zwischen West- und Ostrom zur bis heute bestehenden Kirchenspaltung führt. Das dogmatische Problem ist bis heute nicht gelöst, und der Versuch zum ursprünglichen Text zurückzufinden, ist erst nach 1000 Jahren gerade mal auf dem Weg.
Ein Beispiel für einen folgenreichen Streit um den berühmten Kaisers Bart, in den Augen der meisten Menschen eine Nichtigkeit, für die jedes Verständnis fehlt. Das letzte Jubiläum, das ich in der Einladung in die anderen hineinverpackt habe, hat wohl die meisten Rätsel aufgegeben. Es hat nichts mit dem amerikanischen Bürgerkrieg zu tun, wie jemand vermutete, sondern fällt aus den „Kriegsgedenktagen“ erfreulich heraus. Es ist der 150. Geburtstag eines berühmten Theologieprofessors, dessen 1906 erschienene zweibändige Geschichte der Leben Jesu-Forschung noch heute lesenswert ist und auch meinen Bücherschrank ziert, der ein begnadeter Organist war und in französischer und deutscher Sprache 2 Monographien über Johann Sebastian Bach geschrieben hat, in denen er musikgeschichtlich bahnbrechende Vergleiche zwischen Bach, Beethoven und Wagner zieht. Doch als Konsequenz seines Forschens in der Theologie schließt er ein Medizinstudium an und wirkt in Lambarene in Afrika als Urwaldarzt: Albert Schweitzer. Mit Erich Kästner könnte man sagen: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!“ Theologische und philosophische Reflexion auf höchstem Niveau führten Schweitzer zu seiner höchsten, auch in vielen Anekdoten dokumentierten ethischen Maxime, der unbedingten Ehrfurcht vor dem Leben, die er auch praktisch in die Tat umsetzen wollte. Dem diente letztlich auch seine Werbung für die Deutsche Friedensunion (DfU), wobei wir ihm heute nachsehen, dass er als alter Mann kurz vor seinem Tod auf Wahlplakaten zu sehen war, die letztlich von der DDR finanziert wurden und im Westen destabilisierend wirken sollten. Es sollte uns aber zu denken geben, dass ein so toller Mann wie Gerhard Trabert, den wir auch schon zu Gast hatten, für die Linkspartei kandidiert.
Noch einmal Kästner:
„Den unlösbaren Knoten zu zersäbeln
gehörte zu dem Pensum Alexanders,
doch wer war es, der den Knoten knüpfte,
den kennt kein Mensch,
doch sicher war es jemand anders!
Solche Anderen waren oder sind Schweitzer und Trabert sicher.
Soweit ein Ausblick auf 4 Ereignisse, derer wir 2025 gedenken. Was wir daraus lernen können, überlasse ich Ihnen.
Sicher wird uns das eine oder andere auch in der Kasinogesellschaft beschäftigen. Das Programm kommt diesmal etwas später als sonst.
Im neuen Jahr hat sich jeder viel vorgenommen, was er alles besser machen will als im letzten. Heute ist der 12.1. Vielleicht ist der eine oder andere Vorsatz auch schon aufgegeben. Vielleicht ist auch ein Wettbewerb ausgebrochen zwischen Freunden, Mitgliedern eines Vereins oder einer Gesellschaft, auch der unseren. Hat letztes Jahr einer das Rennquintett bestellt, bestelle ich die Berliner Philharmoniker. Bevor ich dazu ins Detail gehe, zitiere ich ein Gedicht von Robert Gernhardt:
Immer einer behender als du
Du kriechst
Er geht
Du gehst
Er läuft
Du läufst
Er fliegt:
Einer immer noch behender.
Einer immer begabter als du
Du liest
Er lernt
Du lernst
Er forscht
Du forschst
Er findet:
Einer immer noch begabter.
Immer einer berühmter als du
Du stehst in der Zeitung
Er steht im Lexikon
Du stehst im Lexikon
Er steht in den Annalen
Du stehst in den Annalen
Er steht auf dem Sockel:
Einer immer noch berühmter.
Immer einer betuchter als du
Du wirst besprochen
er wird gelesen
Du wirst gelesen
Er wird verschlungen
Du wirst geschätzt
Er wird gekauft:
Einer immer noch betuchter.
Immer einer beliebter als du
Du wirst gelobt
er wird geliebt
Du wirst geehrt
Er wird verehrt
Dir liegt man zu Füßen
Ihn trägt man auf Händen:
Einer immer noch beliebter.
Immer einer besser als du
Du kränkelst
Er liegt danieder
Du stirbst
Er verscheidet
Du bist gerichtet
Er ist gerettet:
Einer immer noch besser
Immer
Immer
Immer.
(Quelle: https://mopsenplops.blogspot.com/2011/10/immer-ein-gedicht-von-robert-gernhardt.html)
Was sich hinter der Folge der ständigen Ergänzungen „immer, immer, immer… verbirgt, bleibt offen, aber Hans Christian Andersens Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ zeigt auch deutliche Grenzen auf.
Sicher fühlt sich der eine oder andere angesprochen, ich jedenfalls freue mich über unsere Begegnungen im neuen Jahr, einem Jahr, in dem weder Donald Trump Panama, Grönland und Kanada erobert, noch Wladimir Putin die Ukraine, Georgien und das Baltikum… Lieber die Schweitzers und Traberts, die Knoten knüpfen statt sie zu zerhauen.
Die Hoffnung stirbt zuletzt!
In diesem Sinne ein gutes Neues Jahr!
UOe

Dr. Ulrich Oelschläger
Neujahrsansprache Dr. Ulrich Oelschläger
Verehrte Kasinoten, meine Damen und Herren!
Erlauben Sie mir bitte einige Gedanken zum Jahreswechsel!
Ein neues Jahr ist „ausgebrochen“ oder soll ich bei dem neutraleren „angebrochen“ bleiben? Aber angesichts dessen, was alles auf uns zukommt, hat die Analogie zu einem Vulkanausbruch schon etwas für sich. So steht der Alice Hoffmann als Hilde Becker durchs Fernsehen weithin bekannt eine andere Alice als Kandidatin gegenüber. Und während s’Hilde schon beim Gang zum Redepult im Bundestag für Heiterkeit sorgen würde, falls ihr Listenplatz 4 auf der Landesliste des BSW überhaupt für ein Mandat ausreicht und Sara Wagenknecht sie in dem Fall von der Leine lassen würde, muss man Alice Weidel schon ein Stück ernster nehmen.
Dr. Ulrich Oelschläger
Mitgliederversammlung der Vereinigten Kasino und Musikgesellschaft
20.03.2025, Restaurant Sandwiese
Auszug aus dem Tätigkeitsbericht des Präsidenten:
Liebe Kasinoten,
Ich möchte Ihnen heute wie jedes Jahr einen Bericht vortragen, der sich auf die Schwerpunkte der Arbeit des Geschäftsführenden Vorstands (GV) und des Aktiven Ausschusses (AA) beschränkt und nicht auf jede der Veranstaltungen im Berichtsjahr zurückblickt. Mir geht es heute darum, Bilanz zu ziehen und zu überlegen, wo wir stehen.
Seit unserer MV am 25.April 2024 hat sich einiges getan. Wir haben neben der jährlichen Wahl des Aktiven Ausschusses auch den Ältestenrat (ÄR) und den Geschäftsführenden Vorstand neu gewählt. Der Präsident und der Vizepräsident wurden im Amt bestätigt. Elke Götz und Peter Karlin haben nicht wieder kandidiert. Andrew Carle und Barbara Wirth haben die Ämter des Schatzmeisters und der Schriftführerin übernommen. Die Wahlergebnisse wurden den Mitgliedern in einem Rundbrief mitgeteilt. Die Zusammenarbeit im neu aufgestellten GV ist gut. Eine gewisse Einarbeitungsphase hat dazu geführt, dass wir mit dem Jahresprogramm 2025 etwas spät dran waren und dass es korrigiert werden musste. Mein Ziel ist es, dass in diesem Jahr das Programm 2026 möglichst im November beschlossen werden kann. D.h. die Vorüberlegungen müssen im Mai, spätestens im Juli beginnen. Wichtigste Aktivitäten im Berichtsjahr waren die Erneuerung der Homepage (HP), in die wir viel investiert haben und die jetzt sehr professionell aufgestellt ist. Die Entwicklung eines neuen Logos gehörte dazu. Es fand nach unserer Wahrnehmung viel Zuspruch. Ob wir unser Roll-up anpassen, wäre zu überlegen. Ich würde das alte gern behalten. Die Einrichtung der HP hat uns viel Geld gekostet, und auch für die Pflege investieren wir Einiges. Der GV hat die Entscheidung dazu nicht im Rahmen seiner Zuständigkeit allein gefällt, sondern sowohl den ÄR als auch den AA in die Entscheidung einbezogen. Die Kommunikation mit Herrn Spies klappt gut, was ich am Beispiel der Einstellung meiner Neujahrsansprache sehen konnte. Auch notwendige Korrekturen wurden umgehend ausgeführt. Wichtig ist nach wie vor, dass die HP von den Aktiven „gefüttert“ wird. Eine zweite wichtige Entscheidung, die der GV zusammen mit dem ÄR getroffen hat, betrifft die Verwaltung unseres Vermögens und unserer Immobilien. Bisher war sie in den Händen des Schatzmeisters. Das soll auch so bleiben. Ihm zur Entlastung wird eine Arbeitsgruppe aus ÄR und GV zur Seite gestellt. Für die Finanzen/Vermögen sind neben Herrn Carle Herr Mauer, für die Immobilien Herr Büssow und Herr Sippl zuständig. Damit haben wir die uns zur Verfügung stehende Expertise genutzt und Herrn Carle entlastet.
Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit war die Fertigstellung des Satzungsentwurfs, dessen Verabschiedung für Heute vorgesehen ist. Der Entwurf ist das Ergebnis langer Vorarbeit. Federführend war dabei der ÄR, eine treibende Kraft, die immer bemüht war, das Projekt nicht scheitern zu lassen, war Horst Dreier. Entscheidend mitgearbeitet und für die juristische Korrektheit gesorgt hat Dr. Martin Scheugenpflug.
Der GV hat lange gezögert und diskutiert. Ein Ergebnis liegt Ihnen heute vor.
Auch der ÄR hat im letzten Jahr neu gewählt. Sprecher ist jetzt Dr. Günter Keim, die Stellvertreter sind Horst Dreier und Robert Büssow.
Die Zusammenarbeit zwischen GV und ÄR verlief harmonisch.
Zum ersten Mal seit der Ernennung von Dr. Bernhard hat der ÄR zusammen mit GV und AA die Einleitung des Verfahrens zur Verleihung einer Ehrenmitgliedschaft an Diplomingenieur Horst Dreier nach § 11 der geltenden Satzung einstimmig beschlossen.
Im Berichtsjahr fanden die angekündigten Veranstaltungen statt. Auch 2024 hatten wir einen Sommerempfang und auch einen Neujahrsempfang. Der Coronazeit verdanken wir, dass unser sommerliches Grillfest zu einem Jahresempfang umgestaltet wurde. Und sobald es möglich war, fand zusätzlich auch der Neujahrsempfang wieder statt. Die Adventsfeier fand wie in jedem Jahr statt sowie die Theaterbegegnungen, unsere Konzerte und literarischen Veranstaltungen wie auch der jährliche Ausflug sowie eine Wanderung über den Skulpturenweg in Abenheim. Mit unserem Domizil in der Sandwiese sind wir nach wie vor zufrieden. Das letzte Essen bei der Adventsfeier wurde allgemein gelobt. Sowohl im Sommer als auch zum Advent und Neujahr stellte man sich auf das jährliche Treffen der gesamten Kasinofamilie ein. Ich danke allen Organisatoren herzlich und verzichte heute darauf, einzelne hervorzuheben. Unsere Förderung des Beiprogramms der Nibelungenfestspiele und des Jazzpreises ist in der Öffentlichkeit nicht ohne Resonanz geblieben ebenso wie die Förderung der noch ausstehenden Veranstaltung der Schwetzinger Festspiele im Dom am 1. Mai. Die Höhe unserer Spenden für verschiedene Zwecke geht aus dem Kassenbericht hervor.
Die Zusammenarbeit mit Künstlern und Kulturschaffenden der Region und darüber hinaus hat sich von der Qualität der Veranstaltungen her als auch in Bezug auf die Einhaltung des Budgets bewährt. …
Wichtige Beschlüsse der MV:
Eine neue Satzung wurde verabschiedet
Diplomingenieur Horst Dreier wurde zum Ehrenmitglied ernannt.
In den Aktivenausschuss wurden für ein Jahr gewählt:
Albrecht, Martin
Andresen, Dr. Matthies
Dickhaus, Ulrike
Götz, Elke
Kruse-Schauer, Bettina
Langner, Michaela
Pausch, Anja Maria
Rutschmann, Wilfried
Selbert, Viktoria
Sippl, Barbara
Steuer, Helmut
Dr. Ulrich Oelschläger, Präsident

Dr. Ulrich Oelschläger
Neujahrsempfang 12. Januar 2025
Neujahrsansprache Dr. Ulrich Oelschläger
500 Jahre Bauernkrieg
Verehrte Kasinoten, meine Damen und Herren!
Erlauben Sie mir bitte einige Gedanken zum Jahreswechsel!
Ein neues Jahr ist „ausgebrochen“ oder soll ich bei dem neutraleren „angebrochen“ bleiben?


Dr. Ulrich Oelschläger
Neujahrsempfang 12. Januar 2025
Neujahrsansprache Dr. Ulrich Oelschläger
500 Jahre Bauernkrieg
Verehrte Kasinoten, meine Damen und Herren!
Erlauben Sie mir bitte einige Gedanken zum Jahreswechsel!
Ein neues Jahr ist „ausgebrochen“ oder soll ich bei dem neutraleren „angebrochen“ bleiben? Aber angesichts dessen, was alles auf uns zukommt, hat die Analogie zu einem Vulkanausbruch schon etwas für sich. So steht der Alice Hoffmann als Hilde Becker durchs Fernsehen weithin bekannt eine andere Alice als Kandidatin gegenüber. Und während s’Hilde schon beim Gang zum Redepult im Bundestag für Heiterkeit sorgen würde, falls ihr Listenplatz 4 auf der Landesliste des BSW überhaupt für ein Mandat ausreicht und Sara Wagenknecht sie in dem Fall von der Leine lassen würde, muss man Alice Weidel schon ein Stück ernster nehmen.
Mit ihrer Botschaft, Hitler sei ein Kommunist gewesen und insofern sei die bürgerliche AfD etwas ganz anderes als die NSDAP, übertrifft sie sogar den Historiker Björn Höcke. Nicht von ungefähr geht die Befürchtung um, dass der Bundespräsident (wer immer das dann sein mag) sie 2029 mit der Regierungsbildung beauftragt. Das österreichische Beispiel muss eine Mahnung sein. Aber ich fürchte, einige Politiker haben das entweder nicht verstanden oder ziehen die falschen Schlüsse daraus. Die Journalistin Ruth Andreas Friedrich hat 1985 zu 40 Jahre Kriegsende einen Satz formuliert, den ich mir eingeprägt habe: „Österreich hat uns den Führer geschenkt, in Bayern hat die Bewegung ihren Aufschwung genommen und in Preußen ihr bitteres Ende. Spiegelbildlich wird 1947 Preußen zerschlagen, in Bayern war alles gar nicht so schlimm und Österreich bekommt Reparationen.“ Nun, so schlimm wird es nicht kommen, wie die Journalistin 40 Jahre nach dem 2. Weltkrieg satirisch resümiert hat. Dennoch, auch dass sich Donald Trump und Wladimir Putin die Welt aufteilen, wäre eine Vision, die sich aus Trumps Anspruch auf Grönland, Panama und sogar Kanada bei gleichzeitiger unerfüllbarer Forderung nach drastischer Erhöhung der Verteidigungsausgaben speist. Ich weiß nicht, wie Sie es sehen, aber mir macht es Angst. Aus der Geschichte lernen?
Ich habe in meiner Einladung 4 Gedenktermine oder Jubiläen aufgezählt, die an Ereignisse vor 1700, vor 500, vor 150 und vor 80 Jahren erinnern. Die 80 Jahre betreffen das Ende des 2. Weltkriegs und eben die Frage: „Aus der Geschichte lernen? Haben wir das oder können wir das?“ Beantworten kann ich sie nur mit der Weisheit: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Drei von 4 Gedenktagen, die ich in der Einladung genannt habe, betreffen Streit und Krieg. So fand die letzte große Schlacht des sogenannten Bauernkrieges vor 500 Jahren in Pfeddersheim statt. Und während Lokalhistoriker sich über den genauen Ort der Schlacht vom Juni 1525 streiten, die noch heute sogenannte Bluthohl am Ortsausgang, wo auch der Gedenkstein aufgestellt ist, sei es nicht gewesen, bieten 3 umfangreiche Publikationen die Gesamtschau des Ereignisses. Die Pfeddersheimer machen aus dem Gedenken – wie in der WZ vom 7. Januar zu lesen war, eine Art Volksfest. Ich sehe im Geiste schon halb Pfeddersheim in vermeintlich mittelalterlichen Klamotten herumlaufen. Darüber darf man die traurige Wirklichkeit aber nicht vergessen, die wie jeder Krieg eine Mahnung zum Frieden sein sollte.


Dr. Ulrich Oelschläger
Neujahrsempfang 12. Januar 2025
Neujahrsansprache Dr. Ulrich Oelschläger
500 Jahre Bauernkrieg
Verehrte Kasinoten, meine Damen und Herren!
Erlauben Sie mir bitte einige Gedanken zum Jahreswechsel!
Ein neues Jahr ist „ausgebrochen“ oder soll ich bei dem neutraleren „angebrochen“ bleiben? Aber angesichts dessen, was alles auf uns zukommt, hat die Analogie zu einem Vulkanausbruch schon etwas für sich. So steht der Alice Hoffmann als Hilde Becker durchs Fernsehen weithin bekannt eine andere Alice als Kandidatin gegenüber. Und während s’Hilde schon beim Gang zum Redepult im Bundestag für Heiterkeit sorgen würde, falls ihr Listenplatz 4 auf der Landesliste des BSW überhaupt für ein Mandat ausreicht und Sara Wagenknecht sie in dem Fall von der Leine lassen würde, muss man Alice Weidel schon ein Stück ernster nehmen.
Mit ihrer Botschaft, Hitler sei ein Kommunist gewesen und insofern sei die bürgerliche AfD etwas ganz anderes als die NSDAP, übertrifft sie sogar den Historiker Björn Höcke. Nicht von ungefähr geht die Befürchtung um, dass der Bundespräsident (wer immer das dann sein mag) sie 2029 mit der Regierungsbildung beauftragt. Das österreichische Beispiel muss eine Mahnung sein. Aber ich fürchte, einige Politiker haben das entweder nicht verstanden oder ziehen die falschen Schlüsse daraus. Die Journalistin Ruth Andreas Friedrich hat 1985 zu 40 Jahre Kriegsende einen Satz formuliert, den ich mir eingeprägt habe: „Österreich hat uns den Führer geschenkt, in Bayern hat die Bewegung ihren Aufschwung genommen und in Preußen ihr bitteres Ende. Spiegelbildlich wird 1947 Preußen zerschlagen, in Bayern war alles gar nicht so schlimm und Österreich bekommt Reparationen.“ Nun, so schlimm wird es nicht kommen, wie die Journalistin 40 Jahre nach dem 2. Weltkrieg satirisch resümiert hat.
